Christliche Reality-TV-Familie Strenggläubige Abtreibungsgegnerin: Jessa Seewald wird für medizinischen Eingriff kritisiert

Jessa Seewald spricht über ihre Abtreibung
Jessa Seewald (geborene Duggar) hat in einem Youtube-Video über ihre Abtreibung gesprochen
© Screenshot Youtube Jessa Seewald
Jessa Seewald gehört zum Duggar-Clan, einer christlich fundamentalistischen Familie in den USA, die sich über Jahre von Kameras begleiten ließ. Immer wieder wetterten die Duggars öffentlich gegen Abtreibungen – jetzt berichtet Seewald über ihre Fehlgeburt. 

Der Duggar-Clan gehört zu den berühmt-berüchtigsten Reality-TV-Familien der USA. Die Eltern Jim Bob und Michelle, beide strenggläubige Christen, ließen sich sieben Staffeln lang in ihrem Zuhause mit Kameras begleiten. Ihre 19 Kinder erzogen sie mit christlichen Werten. Frauen sollen sich ihren Ehemännern unterordnen und zurückhaltend kleiden, Homosexualität ist für sie eine Sünde.

Besonders Abtreibungen sind für die Duggars der Inbegriff des Bösen. Bei einer Protestbewegung 2013 nannte Michelle Duggar den medizinischen Eingriff einen "Baby Holocaust". 

Jessa Seewald aus dem Duggar-Clan hatte nach Fehlgeburt eine Kürettage

Jessa Seewald, eine der Töchter von Jim Bob und Michelle, verriet jetzt, dass sie nach einer Fehlgeburt einen medizinischen Eingriff durchführen ließ, der auch bei Abtreibungen zum Einsatz kommt. 

In einem Youtube-Video berichtet die 30-Jährige von ihrer Fehlgeburt. "Nichts hätte mich in diesem Moment auf das Gewicht dieser Worte vorbereiten können", sagt sie über den Augenblick, als ihr Arzt ihr sagte, es sehe nicht gut aus für den Fötus. "In diesem Moment stand ich einfach nur unter Schock. Ich hatte keine Worte. Ich habe einfach sofort angefangen zu weinen."

Sie entschied sich, ein Dilatation und Kürettage (D&C) durchzuführen, bei dem Schleimhaut, beziehungsweise in ihrem Fall der verstorbene Fötus, aus dem Uterus entfernt wird. Seewalds Video sorgte besonders im Netz für eine rege Diskussion. "Wegen des Risikos von Komplikationen hat sie eine Abtreibung vornehmen lassen. In vielen Staaten hätte sie dank einer Bewegung, die ihre Familie nicht nur unterstützte, sondern auch zu einer Marke aufbaute und von der sie profitierte, nicht die Möglichkeit gehabt, die Risiken von Komplikationen zu bewältigen oder die nötige Behandlung zu erhalten", erklärte Autorin Rebecca Traister auf Twitter

Ihr wird Doppelmoral vorgeworfen

Abtreibungsgegner äußerten sich ebenfalls auf Twitter und sagten, Seewald habe eine Fehlgeburt gehabt, das Baby sei also nicht mehr am Leben gewesen. Tatsächlich aber ist der "D&C" ein chirurgischer Eingriff, der auch bei Abtreibungen zum Einsatz kommt – neben vielen weiteren medizinischen Gründen. 

In den USA ein komplexes Thema. Im Sommer vergangenen Jahres berichtete die "New York Times" von den Fällen diverser Frauen, denen der Eingriff selbst nach einer Fehlgeburt verwehrt wurde. "Obwohl die Gesetze technisch gesehen nur für Abtreibungen gelten sollen, haben einige Patientinnen über Hürden berichtet, die ihnen den Zugang zu den üblichen chirurgischen Verfahren oder zu Medikamenten für den Verlust der gewünschten Schwangerschaft erschweren", heißt es in der "New York Times". "Es wird ein System geschaffen, in dem es kein Vertrauen zwischen Ärzten und Patientinnen gibt, und die Patientinnen werden sich möglicherweise dafür entscheiden, selbst bei einer Fehlgeburt nicht ins Krankenhaus zu gehen, weil sie Angst haben", erklärte Gynäkologin Sarah Prager damals der "New York Times". 

Dieser Artikel wurde nach der ursprünglichen Veröffentlichung ergänzt und präzisiert.

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ls

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