Der Verleumdungsprozess zwischen den Ex-Eheleuten Amber Heard und Johnny Depp geht in die Schlussphase. Die Anwälte von Heard setzen weiterhin alles daran, Belege dafür anzuführen, dass Depp ein Missbrauchstäter ist. Am Montag holte das Team daher den Psychiater David Spiegel in den Zeugenstand, der den Charakter des Schauspielers bewerten sollte. Was er über Depp zu sagen hatte, hatte es in sich. Laut Spiegel zeigt Depp fünf von neun narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen – dazu gehöre seiner Meinung nach ein Mangel an Empathie. Im Anschluss an seinen Auftritt vor Gericht hagelte es aber vor allem Kritik an dem Psychiater selbst, der sich nun den Vorwurf der Unprofessionalität gefallen lassen muss. Manche Kritiker fordern gar, dass dem Arzt die Zulassung entzogen werden müsse. Der Grund dafür ist die Art und Weise, wie Spiegel zu seinem Urteil gelangt ist – denn er hat Depp nie selbst untersucht.
Depp sei ein Narzisst, so Spiegel vor Gericht. Das Verhalten des Schauspielers decke sich mit dem von jemandem, der "sowohl eine Drogenmissbrauchsstörung als auch Verhalten von jemandem hat, der Gewalt in der Partnerschaft ausübt". Danach führte Spiegel aus, dass Depps Drogenkonsum – der Psychiater zählte eine Reihe von Drogen auf, die Depp genommen haben soll, angefangen bei Alkohol und Marihuana über Kokain, LSD, Ecstasy und Opiate – dessen Gedächtnis erheblich geschädigt hätten. Zudem habe Depp "erhebliche Probleme", wenn ein Verlangen nicht schnell befriedigt werde.
Psychiater bewertet Depp auf Basis von Filmen
Füge man illegale Substanzen zu einer Situation hinzu, in der häusliche Gewalt ein Thema sei, erklärte Spiegel, könne Depps Gehirn ihn nicht mehr davon abhalten, Heard körperlich anzugreifen, obwohl ein solches Verhalten "falsch" sei. Eine von vielen deftigen Aussagen des Psychiaters. Bei seinen Wertungen bezog sich der Arzt aus Virginia immer wieder auf vermeintliche Beweise wie ein Video von Depp sowie Aussagen anderer. Das blieb auch vor Gericht nicht unbemerkt. Im Kreuzverhör musste Spiegel zugeben, zwar darum gebeten zu haben, Depp aber letztlich nie selbst gesprochen habe. Und dass er alle seine psychiatrischen Einschätzungen auf Basis der im Prozess vorgelegten Beweise, Aussagen Dritter und diverser Auftritte Depps getroffen habe. Offenbar bezog er sich dabei auch auf Depps schauspielerische Darbietung in den "Fluch der Karibik"-Filmen.
Ein gefundenes Fressen für die vielen, vielen hartgesottenen Depp-Fans. Sein Auftritt vor Gericht brachte dem Psychiater einen ausgewachsenen Shitstorm ein. Seine Seite auf der medizinischen Website "WebMD" ist laut "NBC News" mit Ein-Sterne-Bewertungen überschwemmt worden. Viele der Bewertungen auf Google-Reviews seien allerdings inzwischen wieder gelöscht worden. Der Arzt sieht sich nun dem Vorwurf ausgesetzt, unprofessionell zu arbeiten. Manche fordern im Internet gar, dass Spiegel die Zulassung als Psychiater entzogen werden sollte. Man sollte, heißt es in einem Online-Kommentar, "niemals medizinische [Ratschläge] erteilen, wenn man den Patienten nicht persönlich untersucht und befragt hat". Er könne, schreibt ein Kommentator, nicht glauben, dass Spiegel einen Film gesehen habe, um eine Diagnose zu stellen.
Lederjacken, Glamour und Gerüchte: Als Johnny Depp und Kate Moss noch liiert waren

Es wird erwartet, dass am heutigen Mittwoch Topmodel Kate Moss vor Gericht aussagen wird. Moss war in den 90ern einige Jahre mit Depp liiert. Es war eine Beziehung mit vielen Tiefen. Dennoch wird davon ausgegangen, dass sie vorangegangen Aussagen von Heard widersprechen und zu Gunsten von Depp aussagen wird. Sie könnte zu seinem Trumpf im laufenden Prozess werden.
Quelle: "NBC News", "DailyMail"