Charles III. Es geht ums Prinzip: Warum Joe Biden nicht zur Krönung kam – und lieber seine Frau schickte

Statt US-Präsident waren seine Frau Jill Biden (in blau) und ihre Enkelin Finnegan Biden angereist, um die Krönung zu besuchen
Statt US-Präsident waren seine Frau Jill Biden (in blau) und ihre Enkelin Finnegan Biden angereist, um die Krönung zu besuchen
© WPA Pool / Getty Images
Bei der Krönung von Charles III. waren auch allerlei internationale Gäste geladen. Statt Joe Biden kam aber nur seine Ehefrau Jill mit der gemeinsamen Enkelin. Der US-Präsident setzte damit eine Tradition fort.

Alle Augen waren international gestern auf London gerichtet. Zum ersten Mal seit 71 Jahren hatte Großbritannien einen neuen Monarchen gekrönt. Entsprechend prominent war die Gästeliste. Auch unzählige Staatsoberhäupter erwiesen König Charles III. die Ehre ihres Besuchs. Ein wichtiger Verbündeter Großbritanniens fehlte allerdings: US-Präsident Joe Biden hatte abgesagt. Wie auch schon seine Vorgänger.

Denn Biden setzt eine lange Tradition fort. Tatsächlich hat noch nie ein amtierender US-Präsident der Krönung eines englischen Königs beigewohnt. Bei der letzten Krönung, der von Charles' Mutter Elizabeth 1952, war Bidens Amtsvorgänger Dwight D. Eisenhower ebenfalls eingeladen gewesen. Und hatte sich wie Biden dagegen entschieden. An seiner Statt sandte er eine Delegation nach England. Und verfolgte die Liveübertragung der Feierlichkeiten im Weißen Haus auf dem Fernseher.

Persönliche Absage

Dass Biden nicht kommen würde, hatte er bereits vor einem Monat bekannt gegeben. In einem persönlichen Telefonat hatte er Charles informiert, nicht zu den Feierlichkeiten anreisen zu wollen. Als seine Frau Dr. Jill Biden dann Interesse bekundete, überließ er ihr und der gemeinsamen Enkelin Finnegan Biden die Einladung.

"Das ist nicht als Abfuhr zu verstehen", betonte Karine Jean-Pierre, die Pressesprecherin des Weißen Hauses bereits im April. Auch Biden hatte sich im Gespräch mit dem König bemüht, die "Stärke der Beziehung zwischen den beiden Ländern und die Freundschaft zwischen ihren Bewohnern" zu betonen. Und sich ausdrücklich auf ein späteres Treffen der beiden Staatsoberhäupter in der Zukunft gefreut.

Auch wenn die Beziehung der beiden Staaten heute sehr eng ist, dürfte es sich bei früheren Ablehnungen durchaus um eine politische Geste gehandelt haben. Sich von der als tyrannischem Joch wahrgenommen Herrschaft des britischen Königshauses zu lösen, war schließlich der wichtigste Grund für die blutig erkämpfte Unabhängigkeit der USA. Dann den nächsten König zu feiern, wäre in den jüngeren Jahren der Republik schlicht undenkbar gewesen. Dass diese Zeiten vorbei sind, zeigte sich spätestens letztes Jahr: Zur Beerdigung von Königin Elizabeth war Joe Biden auch persönlich angereist.

Widerspruch vom Vorgänger

Ein ehemaliger US-Präsident behauptete indes, er hätte die Einladung angenommen: "Ich denke es ist sehr respektlos, dass er nicht dorthin fährt", schimpfte Donald Trump letzte Woche in einem Gespräch mit dem britischen Politiker Nigel Farage. Und setzte noch einen drauf. "Wenn man lieber schlafen geht, statt als US-Präsident an einer Krönung teilzunehmen, ist das eine sehr schlechte Sache", fügte er hinzu und nahm damit Bezug auf den abwertenden Spitznamen "Sleepy Joe", mit dem er Biden gern belegt.

Eine ehemalige Untergebene Trumps sieht das allerdings ganz anders. "Ich finde es großartig, dass die First Lady uns international vertritt", sagte Lindsay Reynolds gegenüber "CBS". Sie hatte als Stabschefin für die damalige First Lady Melania Trump gearbeitet. Nun widerspricht sie deren Mann klar. "Ich kann keinen Affront darin erkennen, dass der Präsident nicht selbst anreist."

Quellen: CBS, Time, Washington Post

mma

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