Nachruf auf Matthew Perry Die Welt verliert einen Freund

Matthew Perry
Matthew Perry wurde als Chandler Bing weltberühmt. Jetzt ist der "Friends"-Star gestorben.
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Als Chandler Bing spielte sich Matthew Perry in die Herzen unzähliger "Friends"-Fans. Jetzt ist der Schauspieler mit nur 54 Jahren verstorben. Er wird eine große Lücke hinterlassen.

Es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, da legte Matthew Perry in seiner Autobiografie "Friends, Lovers and the Big Terrible Thing" seine Lebensbeichte ab. Jetzt ist Perry, der mit der Rolle des Chandler Bing aus "Friends" weltberühmt wurde, gestorben. Von einem Assistenten wurde er leblos auf seinem Anwesen in Los Angeles aufgefunden, nachdem er am gleichen Tag noch Pickleball – eine Mischung aus Tennis und Squash – gespielt hatte. Die Todesursache ist bislang unklar.

Für unzählige Fans der Sitcom ist Perry Teil von etwas Heiligem. 19 Jahre ist es mittlerweile her, da sagte ausgerechnet Perry als Chandler Bing das letzte Wort in der Sitcom. "Where?", also wo sie noch einen Kaffee trinken könnten, wollte Bing von seinen Freunden wissen. Eine absurde Frage, das weiß jeder Fan. 

Matthew Perry ist tot

Ist die Sitcom für Millionen von Zuschauern auch heute noch ein regelmäßiger Wohlfühlmoment, wurde sie für Perry über Jahre zum Rettungsanker. Als Sohn eines Schauspielers und einer Schönheitskönigin, die sehr früh Eltern wurden und sich schnell nach der Geburt Perrys trennten, merkte er schon als kleines Kind, dass er seinen Humor nutzen musste, um die Aufmerksamkeit seiner Mutter zu bekommen. Perry wurde zum Kasperle und unterhielt seine Mitmenschen. Mit 14 Jahren probierte er zum ersten Mal Alkohol. 

In seinem Buch beschrieb er den Moment, nachdem seine Freunde sich neben ihm übergeben hatten und er etwas ganz anderes spürte: "(...) Ich schaute den Mond an und stellte fest, dass mich zum ersten Mal in meinem Leben nichts störte. Die Welt ergab Sinn, ich war nicht gebeugt und verrückt." 

Alkohol- und tablettenabhängig

Es dauerte nicht lang, da wurde der Alkohol Perry zum Verhängnis. Sein Umzug nach Los Angeles förderte die Sucht nur weiter und als er die erste Staffel "Friends" an der Seite von Jennifer Aniston und Co. drehte, war er bereits Alkoholiker. "Anhand meines Gewichts kann man über die Staffeln hinweg den Verlauf meiner Sucht nachvollziehen – bin ich dick, ist es der Alkohol, bin ich dünn, sind es Tabletten. Trage ich Bart, sind es viele Tabletten", erklärte er. Die einzige Staffel, während der Perry nüchtern war, sei die neunte gewesen. 

Obwohl er versuchte, seine Sucht geheimzuhalten, bekamen seine Kollegen mit, dass mit Perry etwas nicht stimmte. Besonders für Aniston findet er im Buch liebevolle Worte. Sie habe ihn immer wieder unterstützt. Teilweise wurde Perry vom Set zur Entzugsklinik gefahren.

Fast über Nacht wurden die "Friends"-Stars in den Neunzigern weltberühmt. Die Sitcom war so erfolgreich, dass die sechs in den späteren Staffeln unglaubliche Gehälter aushandeln konnten. Eine Million Dollar verdienten sie zeitweise – pro Woche. 

Der Geldfluss war aber nicht der einzige Grund, warum Perry bemüht war, die Dreharbeiten nicht mit seiner Sucht zu torpedieren. Es kommt nicht selten vor, dass berühmte Menschen irgendwann ausgerechnet das Produkt (sei es ein Song, ein Film oder ein Buch) schlechtreden, das ihnen den Ruhm einbrachte. Bei Perry ist das anders. Er wusste immer, wie wertvoll und wie magisch "Friends" war. Für ihn selbst, aber ebenso für seine Co-Stars und die Fans. Auch in Interviews wirkte Perry nie genervt oder gar arrogant, wenn er zum wahrscheinlich hundertsten Mal auf seine Rolle angesprochen wurde. 

"Friends"-Reunion 2021 

Die Magie der sechs zeigte sich ebenso in der großen Reunion 2021. Auch damals spürte man beim Zuschauen die besondere Chemie zwischen den sechs Hauptdarstellern. So standen sie zu Beginn der Reunion auf dem leeren Set, den zwei Wohnungen, die über Jahre nicht nur für sie selbst zu einer Heimat geworden waren, sondern für alle Fans auf der Welt. "Could you BE any later?", fragte Jennifer Aniston im Chandler-Ton, als Matthew Perry als Letzter das Set betrat. "Wir sind eine Familie", erklärte David Schwimmer und erinnert sich daran, dass die sechs am Anfang der Dreharbeiten noch jedes Mittagessen zusammen einnahmen. 

Die Serie Friends machte sie weltberühmt: Mathew Perry (von links),Jennifer Aniston,David Schwimmer, Courteney Cox, Matt LeBlanc und Lisa Kudrow
Die Serie Friends machte sie weltberühmt: Mathew Perry (von links),Jennifer Aniston,David Schwimmer, Courteney Cox, Matt LeBlanc und Lisa Kudrow
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Perry sah damals mitgenommen aus, teilweise nuschelte er unverständlich. Wenige Jahre zuvor, 2018, hatte er seinen gesundheitlichen Tiefpunkt erreicht. Nach einer Woche voller Schmerzen wurde er damals ins Krankenhaus eingeliefert, wo er ins Koma fiel. "Kaum lag ich im Koma, erbrach ich mich in mein Beatmungsgerät, weshalb mir der Scheiß der letzten zehn Tage direkt in die Lunge geriet. Meiner Lunge gefiel das nicht besonders – die Folge: Lungenentzündung –, und dann platzte mir der Dickdarm. Ich wiederhole es noch mal für alle in den hinteren Reihen: Mein Dickdarm platzte", so Perry. 

Dem Tod sprang er damals nur sehr knapp von der Schippe. "Alkohol will dich allein", schrieb er in seiner Lebensbeichte. Umso wichtiger sei es für ihn nach Jahren der Sucht gewesen, seine Erfahrungen mit Menschen zu teilen und Betroffenen im besten Fall zu helfen. "Das Einzige, was ich richtig gemacht habe, war, dass ich nie aufgegeben habe, ich habe nie die Hände gehoben und gesagt: 'Das reicht, ich kann nicht mehr, ihr habt gewonnen.' Und deshalb stehe ich jetzt aufrecht da und bin bereit für das, was als Nächstes kommt", schrieb er am Ende seines Buches.

Die Lücke, die Matthew Perry hinterlässt, ist riesig. "Friends"-Fans (wie die Autorin dieser Zeilen) werden ihn schmerzlich vermissen. Spätestens dann, wenn wir mal wieder Netflix öffnen, fest entschlossen, etwas Neues zu gucken, nur um am Ende wieder bei der Sitcom zu landen.

Um es mit den Worten seiner berühmtesten Rolle zu sagen: "Could we BE any more heartbroken?" 

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