Es ist eigentlich eine gute Zeit für Death Angel. Die seit den 80er Jahren bestehende Band hatte ein neues Album in petto, war als beste Metal-Liveband für einen Grammy nominiert. Und gemeinsam mit den beiden anderen 80er-Legenden Exodus und Testament tourte man durch die USA und Europa. Dann kam das Coronavirus. Und hätte den Drummer fast das Leben gekostet.
Die Belegschaft der Krankenhauses habe geklatscht, als er aufwachte, erinnert sich Will Carroll gegenüber "Datebook", einer Kulturseite seiner Heimatstadt San Francisco. "Sie konnten es kaum glauben. Sie sahen mein Aufwachen als riesige Erfolgsgeschichte."
Tour-Mitbringsel Corona
Tatsächlich war lange nicht klar, dass sich Carroll wieder erholen würde. Nachdem erst eine Show in Mailand abgesagt wurde, hatte die Band Mitte März noch ihre Tour zu Ende gebracht, nach dem letzten Auftritt in Hannover traten noch im Flugzeug die ersten Symptome auf: Carroll und zwei weitere Bandmitglieder hatten sich mit dem Coronavirus angesteckt. Auch Musiker der beiden anderen Bands waren erkrankt. Statt seiner Freundin von der Tour zu erzählen, ging er zu Hause nur duschen und dann ins Bett. Wo er fünf Tage blieb.
Am sechsten verschlechtere sich sein Zustand rapide. Von seiner Freundin ins Krankenhaus gebracht, wurde schnell die Ursache für seine immer schlechtere Atmung festgestellt: Carroll hatte mehrere Liter Flüssigkeit in der Lunge. "Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch nicht viel über Corona mitbekommen", berichtet der zuständige Arzt Ritik Chandr. "Aber es gab jede Menge Warnzeichen. Wir wussten: Wir müssen enorm vorsichtig sein."
Aufwachen aus der Corona-Hölle
Schnell fiel die Entscheidung: Carroll wurde in ein künstliches Koma versetzt und mit einer Maschine beatmet. Es dürfte sein Leben gerettet haben. "Er war sehr nah an der Grenze von dem, was wir an Hilfe leisten können", erklärte Lungenarzt George Hong "Datebook". "Es ging ihm nicht mehr schlechter. Aber wenn es schlimmer geworden wäre, hätten wir auch nur noch sehr wenig tun können."
Während des Komas ging es laut Carroll auch in seinem Geiste wild her. Er habe sich selbst sterben und in die Hölle absteigen sehen, erzählte er der Seite. Dort habe ihn Satan – eine Frau – gequält. Seine Maßlosigkeit sei bestraft worden, indem man ihn in eine Art gigantische Monstrosität verwandelte, die Blut spuckte. "Ich erwachte und überall aus mir ragten Schläuche heraus. Ich erblickte eine Krankenschwester und fragte sie sofort: 'Bin ich noch in der Hölle?' Sie ignorierte es", erzählt Carroll.
Die Erfahrung und seine Komafantasie hätten in ihm einen Wandel ausgelöst. "Ich werde weiter satanischen Metal hören, liebe immer noch Bands wie Deicide und andere. Aber was mein eigenes Leben und die Erfahrung betrifft, muss ich sagen: Ich finde Satan nicht mehr ganz so cool, wie ich es vorher tat", gesteht er. Daher wolle er auch sein eigenes Verhalten ändern: Harter Alkohol und Bong-Rauchen seien nun gestrichen. Marihuana wolle er nun nur noch essen. Und auch die Gebete seiner Freunde hätten etwas bewirkt: Carroll glaubt seit seinem Koma plötzlich an eine höhere Macht.
Quelle:"Datebook"