In Kiev geboren, in den USA aufgewachsen. Milla Jovovich ist nicht nur multikulturell, sondern auch ebenso wandlungsfähig. Gerade noch Zombiekiller, heute schon fürsorgliche werdende Mama. Die 31-jährige Schauspielerin mit Modelkarriere und Musikband hat jetzt noch einmal als Alice in "Resident Evil: Extinction" zugeschlagen. Im stern.de-Interview spricht sie über den Film, ihre Modelinine und ihre zukünftige Rolle als Mutter.
Milla, Sie sind unter Ihren Hollywood-Kollegen für Ihre waghalsigen Stunts bekannt. Das haben Sie bei den Dreharbeiten für den dritten Resident Evil-Film hoffentlich sein gelassen?
(lach) Weil ich schwanger bin? Ja, keine Genick brechenden Stunt-Szenen für mich diesmal. Obwohl ich Ihnen sagen muss, dass mir die Vorbereitung auf meine Action-Filme immer total viel Spaß macht. Es ist die einzige Art von Excersise, die ich tolerieren kann.
Was meinen Sie damit?
Nun, ich bin ein sehr aktiver Mensch. Einige würden sogar behaupten, dass ich ein bisschen zu wild bin für ein Mädchen (lacht). Als ich vor einiger Zeit in Asien war, bin ich mit Mongolen auf wilden Pferden über die Prärie geritten. Ohne Sattel und in vollem Galopp. Das ist die Art von Aktivität, die mir Spaß macht.
Da darf sich ihr Baby ja auf einiges gefasst machen?
Ja, dem kleinen Bündel wird es bestimmt nicht langweilig.
Ihr Verlobter ist Paul Anderson. Er hat Regie geführt beim ersten Resident Evil-Film und diesmal das Skript geschrieben. Wie ist das eigentlich, wenn man mit seinem Partner nicht nur privat, sondern auch beruflich miteinander auskommen muss?
Ich habe überhaupt kein Problem damit. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann bin ich ein großer Fan von Pauls Arbeit. Ich glaube, dass der erste und der dritte Teil von der Trilogie die besten Szenen und Stories beinhalten. Das kommt nicht von ungefähr. Paul ist einfach sehr talentiert.
Es kursieren Gerüchte über Sie in Hollywood, dass Sie auch privat keinem Faustkampf ausweichen. Ist da was dran?
(lacht). Die schlagende Milla? Heute nicht mehr, aber früher schon, da ist sogar was dran. Als Teenager in Los Angeles bin ich keiner Auseinandersetzung ausgewichen. Ich war ein rechter Draufgänger.
Sie sind also eher eine Frau, die ein bisschen burschikos und weniger mädchenhaft daherkommt?
Absolut. Ich bin nicht eines von diesen "girlie girls". Das ging mir schon während meiner Model-Tage immer ein bisschen auf die Nerven. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich ziehe mich gerne mal schick an, lege Make-up auf und mache mich zurecht. Aber diese prätentiöse Zickeneinstellung, die viele Frauen an den Tag legen, die geht mir einfach auf die Nerven.
Wie sieht es mit Diäten aus. Sie sehen auch schwanger fabelhaft schlank aus?
Ich habe in der Vergangenheit soviel trainieren müssen für meine Action-Filme, dass ich gar nicht dazu komme, über Diäten nachzudenken. Im Gegenteil: Ich muss essen wie ein Mähdrescher, damit ich Gewicht zulege.
Männer sind wahrscheinlich schnell eingeschüchtert, wenn Sie sie treffen. Wie sollten sich Gentlemen in der Gegenwart einer Frau aufführen?
Ich mag es, wenn Männer unabhängig sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass auch ich ein sehr unabhängiger Mensch bin. Ich mag keine Typen, die super anhänglich sind, das geht mir auf die Nerven. Ich mag es nicht, wenn mich ein Mann braucht, um ihn als Menschen zu vervollständigen.
Hört sich nach ein bisschen Bindungsangst an?
In der Vergangenheit vielleicht. Heute nicht mehr. Es hat mehr was mit einem gesunden Selbstvertrauen zu tun. Ich möchte mich nicht immer schuldig fühlen, wenn ich mal nicht für ihn da sein kann. Das heißt doch nicht, dass ich ihn nicht mehr liebe. Viele meiner Beziehungen in der Vergangenheit sind allerdings genau an diesem Aspekt gescheitert. Männer sind oftmals viel anhänglicher als Frauen.
Bei einem meiner letzten Interviews mit Ihnen haben Sie mir verraten, dass Sie gerne Kinder möchten, aber noch zu rastlos sind. Glauben Sie, dass Sie jetzt, da Sie schwanger sind, diese Rastlosigkeit überwunden haben?
Eine gute Frage. Ich weiß nicht so recht. Ich bin mit meinem Leben im Moment total happy. Und ich bin bereit für eine neue Herausforderung. Bin ich heute nicht mehr rastlos? Wahrscheinlich bin ich es noch, aber ich bin bereit, einen Versuch zu starten, etwas weniger durch die Weltgeschichte zu jetten.
Sie hatten einen rechten Überraschungserfolg als Musikern. Werden Sie an dieser Karriere weiter basteln?
Musik ist für mich etwas, was ich ganz nah am Herzen halten möchte. Es ist sehr persönlich und ich hatte niemals die Absicht, es als Business-Modell zu sehen. Ich hatte ein paar ganz gute Auftritte vor gar nicht langer Zeit in Moskau und Paris. Aber meine Band und ich wollen das nicht so groß aufziehen. Es ist etwas für die Fans, etwas, das ich zurückgeben kann. Und es macht mir einen Heidenspaß.
Und als ehemaliges Model haben Sie natürlich auch heute noch eine Leidenschaft für Mode. Sie bringen ja sogar ihre eigene Modelinie heraus. Beschreiben Sie doch einmal ihren Modegeschmack?
Komfort ist das A und O für mich. Mode hat immer was mit Körpergefühl zu tun. Du musst Dich in den Klamotten, die Du anziehst, wohlfühlen. Wenn dem nicht so ist, dann ist es auch egal, welche exklusive Marke Du trägst, was der Fummel gekostet hat. Mode ist sehr individuell. Aber Komfort steht für mich immer an erster Stelle.
Wie intensiv sind Sie selbst involviert bei der Kreation ihrer eigenen Modelinie?
Sehr involviert. Meine Freundin und Geschäftspartnerin Carmen Hawk und dich sitzen zuhause, kritzeln an möglichen Kreationen herum, waschen das Material in unseren eigenen Waschmaschinen, um auszuprobieren, wie gut alles ist. Es ist mir wichtig, dass ich an allen Aspekten der Entwicklung mit dabei bin.
Die Modeline (Jovovich-Hawk) ist aber schon mehr als ein Hobby für Sie, oder?
Absolut. Wir sind schon jetzt in mehr als 50 Läden weltweit vertreten. Wir sind bereit, dieses Unternehmen auf das nächste Level zu heben. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass ich mich in dieser Welt nun wirklich gut auskenne. Und ich glaube zu wissen, was die moderne Frau von heute anziehen möchte. Sie möchte klassisch aussehen, mit ein bisschen Pfiff, und Sie möchte sich trotzdem in den Sachen wohlfühlen.