Das Kassationsgericht in Italien hat nach Medienberichten den spektakulären Freispruch der US-Studentin Amanda Knox in einem Mordprozess aufgehoben. Der Fall soll nun von einem Gericht in Florenz aufgerollt werden.
Die Familie der getöteten Britin Meredith Kercher begrüßte diesen Vorgang. Es gebe "noch immer unbeantwortete Fragen, und wir suchen alle nach der Wahrheit", sagte Stephanie Kercher, die ältere Schwester des Opfers, dem britischen Sender Sky News. "Wir begrüßen die Entscheidung, dass ein neues Verfahren angeordnet wurde und glauben, dass es ein Schritt nach vorne ist, um einige dieser Fragen zu beantworten", sagte sie.
Knox selbst zeigte sich laut ihrem Anwalt "bestürzt". Die junge Frau sei "überrascht, weil wir dachten, dass der Fall abgeschlossen ist", sagte er dem Nachrichtensender CNN. Knox sei aber "bereit weiter zu kämpfen". Sie habe in den USA eine schlaflose Nacht in Erwartung des Urteils verbracht. Auch ihr ebenfalls beschuldigter, in Verona studierende Ex-Freund Raffaele Sollecito hatte gehofft, "man könnte einen Schlussstrich unter diese Sache ziehen". Das sagte der 29-Jährige seinem Verteidiger Luca Mauri, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Die Staatsanwaltschaft hatte im Februar Berufung gegen das Urteil eingelegt, weil sie Knox und ihren damaligen italienischen Freund Raffaele Sollecito des Mordes an Kercher für schuldig hält. Knox reiste nach ihrem Freispruch 2011 in die USA zurück.
Wer hat die junge Studentin umgebracht?
Knox und ihr Ex-Freund waren im Dezember 2009 wegen Mordes an der 21-jährigen Britin Meredith Kercher verurteilt worden. Kercher war am 2. November 2007 mit durchschnittener Kehle, vergewaltigt, halbnackt in einer Wohnung in Perugia gefunden worden. Das Urteil wurde 2011 in zweiter Instanz aufgehoben. Dagegen hatten die Familie des Opfers und die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt.
Knox kehrte nach insgesamt vier Jahren in italienischer Haft in ihre Heimatstadt Seattle zurück, Sollecito nahm sein Studium wieder auf. Beide waren am Dienstag nicht dabei, als die Entscheidung verlesen wurde. Sie hatten stets ihre Unschuld beteuert.
Geklärt werden muss nach dem Urteil des höchsten italienischen Gerichts also immer noch, wer die junge Studentin umgebracht hat. In Haft sitzt der Ivorer Rudy Guede - jedoch wegen Mittäterschaft und nicht wegen Mordes. Er wurde zu 16 Jahren Haft verurteilt, die vom Kassationsgericht bestätigt worden waren.
Bestätigt hat das oberste Gericht die Verurteilung von Knox zu einer dreijährigen Haftstrafe wegen Verleumdung des Barmannes Patrick Lumumba. Sie hatte ihn zunächst der Tat bezichtigt. Diese Strafe ist definitiv, Knox hat sie aber bereits in U-Haft abgesessen.