Operndiva in Schweiz gestorben Fans trauern um Joan Sutherland

Maria Callas witterte in ihr eine der gefährlichsten Konkurrentinnen. Zu Recht. Nun ist die Sopranistin Joan Sutherland gestorben, 20 Jahre nach ihrem Abschied von der Opernbühne.

Eine der berühmtesten Sängerinnen der Welt, die australische Sopranistin Joan Sutherland, ist tot. Das bestätigte ihre Plattenfirma Decca am Montag. Nach Angaben ihrer Familie starb die Sängerin am Sonntag mit 83 Jahren in Genf. "La Stupenda", die Fabelhafte, wie ihre Fans sie nannten, wurde am 7. November 1926 in Sydney geboren und hatte eine mehr als 40-jährige solide und von Höhepunkten geprägte Musikkarriere hinter sich.

An den berühmtesten Opernhäusern der Welt, von der Mailänder Scala bis zur New Yorker Metropolitan Opera, verkörperte Sutherland die Opernfiguren von Händel bis Strauss. Zu den vielen Ehrungen gehörte der ihr 1979 von Königin Elizabeth II verliehene Ehrentitel "Dame of the British Empire". "Dame" ist das weiblichen Pendant des "Sir".

Maria Callas war beunruhigt, nachdem sie die australische Koloratursängerin Sutherland die "Wahnsinns"-Arie aus Donizettis "Lucia di Lammermoor" singen hörte. Die Griechin wähnte in der jungen Frau zu Recht eine Konkurrentin. Die Premiere am 17. Februar 1959 in Covent Garden wurde zum Triumph, die Oper hatte einen neuen Star.

Dabei verlief Sutherlands Weg zum Ruhm auf Umwegen. Die Australierin hatte ihre tief liegende Stimme auf Sopran forcieren müssen und mit ihrer stattlichen Figur entsprach sie nicht wirklich dem üblichen Bild zierlicher Belcanto-Heldinnen. Aber kaum eine Sängerin wurde mit so viel Lobeshymnen überschüttet.

Sutherland gab im Juni 1951 ihr Bühnendebüt am Konservatorium von Sydney. Als sie ein Jahr später ein Engagement am Londoner Opernhaus Covent Garden bekam, begründete sie mit der weiblichen Hauptrolle der "Zauberflöte" ihren Ruf als "die neue Callas". 1954 heiratete sie ihren Landsmann, den Pianisten und Dirigenten Richard Bonynge, der fast alle ihrer Opernaufführungen dirigierte und sie in Teamarbeit unterstützte und förderte.

Sie nahm bis zu ihrem 20. Lebensjahr Klavier-und Gesangstunden bei ihrer Mutter, einer Mezzosopranistin; der Vater hatte eine Schneiderei. Ihr Hauptverdienst bleibt nach Ansicht der Kritiker die Wiederentdeckung der Belcanto-Opern des 18. und 19. Jahrhunderts der Italiener Donizetti, Rossini und Bellini, denen sie auf Rat Bonynges besondere Aufmerksamkeit schenkte. Aber auch ihre lyrischen Interpretationen zahlreicher Verdi-Opern - insbesondere als Violetta in "La Traviata" - begründen ihren Ruhm.

Ihr häufiger Partner Luciano Pavarotti sagte einmal über Sutherland: "Sie ist ohne Zweifel die Stimme dieses Jahrhunderts." Pavarotti, der ihrem Drängen 1965 sein Debüt in den USA zu verdanken hatte, beschrieb ihr Verhältnis als das von Bruder und Schwester.

Sutherland hatte sich 1990 vor einem weltweiten Publikum in Sydney mit der Hauptrolle in der Meyerbeer-Oper "Die Hugenotten" aus ihrer fast 40-jährigen Opernkarriere verabschiedet. Seitdem begleitete sie ihren Mann zu seinen weltweiten Auftritten. Als Preisrichterin bei Gesangwettbewerben blieb Sutherland international gefragt. Stricken war ihr Hobby.

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