Berühmte Sopranistin Montserrat Caballé: Ihr Leben glich einem Märchen

Montserrat Caballé
Montserrat Caballé auf einem Bild aus dem Jahr 1998
© SVEN SIMON / Picture Alliance
Ihr Leben glich einem Märchen: Montserrat Caballé wurde vom armen Mädchen zu einer der größten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts. Eine Diva wollte die Katalanin aber nicht sein.

Nach dem Tod von Maria Callas im Jahr 1977 hatten viele Opernfreunde in Montserrat Caballé die Nachfolgerin von "La Divina" gesehen. Aber die 2018 im Alter von 85 Jahren verstorbene Montserrat Caballé setzte sich diese Krone nie auf. "Ich bin keine Diva", sagte sie trotzig. "Mich als eine Diva zu betrachten, ist absurd und idiotisch. Wenn ich auf die Bühne gehe, bin ich schlichtweg La Montse und nicht mehr."

Dabei gehörte die 1933 in Barcelona geborene Künstlerin unumstritten zu den größten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr Repertoire umfasst 90 Opernrollen und 800 Lieder. Mit mehr als 4000 Auftritten – fünfmal so viele wie Maria Callas – dürfte sie die aktivste Sängerin der Operngeschichte sein. Sie gilt auch als die Entdeckerin des großen Tenors José Carreras.

Ihr Leben glich einem Märchen vom Aufstieg eines armen Kindes zum Weltstar. Im spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) verloren die Eltern ihr Hab und Gut, die Familie litt Hunger. Mit zwölf Jahren musste Caballé die Schule verlassen und als Näherin zum Familienunterhalt beitragen. In den 50er Jahren zog die Familie als Gastarbeiter in die Schweiz.

Montserrat Caballé: "Ein wenig revolutionär"

In Basel debütierte die Sängerin 1956 in der Oper. Von 1959 bis 1962 war sie in Bremen engagiert. Der Hansestadt konnte sie jedoch so wenig abgewinnen, dass sie fast ihre Karriere aufgeben wollte, nur um aus Bremen wegzukommen. Der Durchbruch zum Weltstar gelang der Sängerin 1965 in New York, wo sie für Marilyn Horne einsprang und so begeistert gefeiert wurde, dass die Metropolitan Opera sie verpflichtete.

Caballé scheute auch nicht den Kontakt zur Rock- und Popmusik. Sie nahm gemeinsame Schallplatten mit dem Queen-Sänger Freddie Mercury ("Barcelona") und Rockgrößen wie Bruce Dickinson oder Johnny Hallyday auf. Neben ihrer Karriere unterstützte sie soziale Vorhaben der Vereinten Nationen, förderte den musikalischen Nachwuchs und half notleidenden Kindern. "Die meisten Probleme der Welt rühren daher, dass habsüchtige Leute nur ans Geld denken", sagte die Musikerin einmal. "In dieser Hinsicht war ich schon immer ein wenig revolutionär."

Ärger gab es um einen 2003 erschienenen Dokumentarfilm über das Leben der Sängerin. Die Porträtierte ließ den Streifen "Caballé, más allá de la música" (Caballé jenseits der Musik) so zusammenschneiden, dass der Regisseur Antonio A. Farré in dem Werk nur noch eine Lobpreisung der Sängerin sah und sich davon distanzierte. Caballé war dagegen gewesen, dass der Film ihre schwere Kindheit und ihre Krankheiten zu sehr in den Vordergrund stellte.

Im Laufe ihrer jahrzehntelangen Karriere hatte die Sopranistin immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und musste sich einschränken. Im Oktober 2012 erlitt sie während einer Konzertreise in Russland einen Schlaganfall, war ohnmächtig geworden und hatte sich im Fallen einen Oberarmknochen gebrochen. 

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Hubert Kahl, DPA/rös

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