Auf seiner Facebook-Seite wird der Vorfall mit keinem Wort erwähnt. Der letzte Eintrag stammt vom vergangenen Mittwoch und lautet: "Gemeinsam gewinnen wir den Preis!" Dazu gibt es einen Filmausschnitt vom Film "Kokowääh 2" zu sehen, für den der Schauspieler für den Deutschen Filmpreis nominiert ist. Zum Farbbeutelanschlag auf seine Villa in Hamburg und dem Brandanschlag auf das Auto seiner Freundin in der Nacht zu Montag sagt Til Schweiger nichts. "Er möchte sich nicht äußern", sagte eine Sprecherin des Schauspielers stern.de. Dabei kann er auf die breite Unterstützung seiner über 400.000-Facebook-Fans zählen.
Schweiger erfährt im Internet eine Welle der Solidarität - einen sogenannten Love- oder Candy-Storm. "Hallo Til, es tut mir sehr leid was euch passiert ist. Ich wünsche euch alles Gute. Bin ein großer Fan von dir." So oder so ähnlich lauten hunderte von Posts, die sich auf den Vorfall in Hamburg beziehen. Der Terroranschlag sei "entsetzlich", Schweiger solle sich trotzdem "nicht unterkriegen lassen", bestärken ihn seine Fans. "Welch feige Aktion - egal ob von links oder rechts! Ich wünsche dir die Kraft und die Unterstützung, dich davon nicht beeindrucken zu lassen", schreibt ein User und ein anderer bekundet: "Es tut mir echt leid, was Ihnen passiert ist. Ich schäme mich sogar etwas fremd für diese Idioten. Welch feiges Pack."
Schweiger: "Keine Werbung für die Bundeswehr"
Die Attentäter hatten in einem Bekennerschreiben ihre Aktion damit begründet, dass Schweiger die deutschen Soldaten in Afghanistan unterstützt habe. In dem von der "Hamburger Morgenpost" abgedruckten Bekennerbrief schreibt eine Gruppe namens "die Tatortverunreiniger_innen", der Schauspieler habe mit seiner Rolle in dem Kinofilm "Schutzengel" und mit öffentlichen Äußerungen den Einsatz deutscher Truppen in Afghanistan verherrlicht. "Deutsche Kriegseinsätze mit allen Folgen sollen als normal und gerecht empfunden und akzeptiert werden", heißt es.
Im Interview mit stern.de hatte Schweiger im vergangenen September sein Engagement für die Truppe erklärt: "Ich mache keine Werbung für die Bundeswehr, aber wenn der Nebeneffekt meines Films ist, mehr Aufmerksamkeit für das zu erreichen, was die Soldaten da unten leisten, was sie für einen Preis zahlen, und wenn das denen hilft, die aus dem Einsatz zurückkommen, dann wäre ich froh", sagte Schweiger. Sein Film sei kein Statement für die Verlängerung des Afghanistanmandats. "Den Krieg findet keiner gut, auch die Soldaten nicht. Die wären auch lieber zuhause."
Bundeswehr-Verband erklärt seine Solidarität
Inzwischen hat sich auch die Bundeswehr zu dem Anschlag geäußert und sich mit Schweiger solidarisch erklärt. "Ich verurteile den feigen Anschlag auf Til Schweiger auf das Schärfste. Es ist sehr bedenklich, dass die Täter seine Unterstützung für die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz zum Vorwand für ihr Tun nehmen. Til Schweiger ist solidarisch mit uns Soldaten, jetzt sind wir solidarisch mit ihm", sagte der Vorsitzende des Bundeswehr-Verbandes, Oberst Ulrich Kirsch, der "Bild"-Zeitung. Ähnlich äußerte sich auch der "Bund deutscher Veteranen". "Das hat nichts mit Pazifismus oder Frieden zu tun, wenn Chaoten so brutal und hinterlistig gegen Til und dessen Familie vorgehen", sagte dessen Vorsitzender Andreas Timmermann-Levanas. "Wir stehen solidarisch zu Til."
Auch in der Politik gibt es Solidaritätsbekundungen. Der kulturpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen, verurteilte die Tat "als Anschlag auf die Freiheit der Künstler und damit auf die Freiheit der Kunst in unserem Lande". Schweiger werde "in der Logik der Täter 'bestraft', weil einer seiner Filme deren Sichtweise des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan nicht entspricht", erklärte Börnsen. Die Konsequenz aus solchem Denken bedeute das Ende der freien Gesellschaft.