Die Queen greift durch Sussex ohne Royal oder: Wie ein Prinz zum Frosch geküsst wurde

Von Catrin Bartenbach
Prinz Harry und Meghan Markle
Das Buch "Finding Freedom" erzählt davon, wie die Liebe von Prinz Harry und Meghan Markle begann.
© Toby Melville/Pool / AFP
Prinz Harry und seine Meghan hatten sich ihr neues, selbstbestimmtes Leben so schön vorgestellt: weniger repräsentative Pflichten, mehr Zeit für die eigenen Charity-Projekte. Aber die Reaktion der Queen haben sie offenbar nicht kommen sehen.

Wie gewonnen so zerronnen: Als der Herzog und die Herzogin von Sussex Anfang Januar selbst für die nächsten Verwandten in der Königliche Familie und ihre engsten Mitarbeiter im Buckingham Palast komplett überraschend ein Statement auf Instagram veröffentlichten, in dem sie ihren Rückzug aus der vordersten Riege der "Working Royals" verkündeten, hatten sie sich sicher nicht träumen lassen, wie hoch der Preis für ein selbstbestimmtes Leben und einen Zweitwohnsitz in Kanada sein würde.

Weniger repräsentative Pflichten, dafür mehr Zeit, die eigenen Lieblings-Charity-Projekte zu verfolgen, gar eine eigene wohltätige Stiftung zu gründen, und dafür auch uneingeschränkt (sollte heißen, nicht mehr unter der strengen Aufsicht der königlichen Hofbeamten) Fundraising-Aktivitäten entfalten zu können, das war der Plan. Hoch geehrte und auf Kosten der britischen Steuerzahler gut bewachte Mitarbeiter der "Firma Windsor" wollten sie aber trotzdem bleiben, und sehr gerne auch jährlich die eine oder andere Million zur Finanzierung ihres Lebensunterhaltes von Prinzen-Vater Charles annehmen.

Die Rechnung ohne die betagte Wirtin gemacht

Doch sie hatten die Rechnung ohne die betagte Wirtin gemacht: Bei einem eilends einberufenen Krisengipfel auf Einladung der Queen ein paar Tage später sprachen die 93-jährige Monarchin und ihre beiden Thronfolger Charles und William mit dem abtrünnigen Prinzen und machten ihm klar, dass er und seine Frau Meghan nicht alles haben könnten. Ein bisschen raus aus dem Königshaus – und dann noch unter Beibehaltung diverser Vorteile -  könne es nicht geben, ganz oder gar nicht.

Harry und Meghan ziehen sich aus dem britischen Königshaus zurück
Königin Elizabeth II. (l-r), Meghan, Herzogin von Sussex, und Prinz Harry stehen auf dem Balkon des Buckingham-Palastes.
© Matt Dunham / AP / DPA
Britische Monarchie: Ist Harrys und Meghans plötzlicher Rückzug zum Scheitern verurteilt?

Die aktuelle Entscheidung von Königin Elisabeth, dass Harry und Meghan den bereits im Juni letzten Jahres vorsorglich eingetragenen weltweiten Markenschutz für die Bezeichnung "Sussex Royal" für eine große Merchandising-Produktpalette und umfangreiche geschäftliche und philantropische Aktivitäten nun doch nicht nutzen dürfen, ist daher nur konsequent. Wer der königlichen Familie nicht mehr dienen möchte, die für Privatpersonen gültigen Persönlichkeitsschutzrechte für sich einfordert, seine königlichen Titel nicht mehr führen und keine Apanage mehr beziehen darf, kann de facto auch nicht mehr die Bezeichnung "royal" für sich in Anspruch nehmen, so die offizielle Bekanntmachung aus dem Buckingham Palast.

Auch die kürzlich erst für zehntausende US-Dollar von einer amerikanischen PR-Firma konzipierte neue Website www.sussexroyal.com sowie den Instagram Account @sussexroyal mit über 11 Millionen Followern wird das Paar umbenennen müssen.

Das ist ein schwerer Rückschlag für das Ehepaar, das sich soeben anschicken wollte, sich eine kommerziell erfolgreiche Zukunft aufzubauen mit einer Marke, die vorsichtig geschätzt viele hundert Millionen Dollar hätte wert werden können. Erst letzte Woche hatten die Sussexes eine Veranstaltung des amerikanischen Bankhauses J.P. Morgan in Florida besucht und waren dort als Redner aufgetreten. Das Honorar soll üppig ausgefallen sein. Was vielen Royal Fans übel aufstieß: Harry, der nach eigenen Angaben auch deswegen seinem Heimatland und seiner Rolle in der königlichen Familie den Rücken gekehrt hatte, weil ihn die ständige öffentliche Aufmerksamkeit quälend häufig an den tragischen Tod seiner Mutter Diana erinnerte, sprach nun auf einmal freiwillig, offen und ausführlich wie noch nie über seine Gefühle zu diesem Thema vor einem Saal voller interessierter Gäste.

Die heute bekannt gewordene Entscheidung der Queen muss für ihn mehr noch als für Meghan ein harter Schlag sein, den er offenbar nicht hatte kommen sehen. Wie das möglich war, bleibt ein Rätsel. Vielleicht war Harry geschäftlich zu unerfahren und zu naiv, um die harte aber gerechte Reaktion seiner Großmutter vorauszusehen. Vielleicht hat die an sich geschäftlich erfahrene Self-Made-Frau Meghan auch zu sehr auf die Einschätzung ihrer ausnahmslos amerikanischen Berater vertraut, die wohl annahmen, der auch in den USA immer wieder umjubelte jüngere Sohn des Prinzen von Wales sei wegen seiner großen Beliebtheit für die königliche "Firma" so kostbar und unersetzlich, dass die altersmilde Firmenchefin und liebende Großmutter auf alle Forderungen ihres Enkels eingehen würde, nur um ihn wenigstens teilweise ihm Kreis der aktiven Royals zu behalten.

Wertschätzend im Ton, hart in der Sache

Doch es kam anders: Die Königin war wertschätzend im Ton, aber hart in der Sache, als sie in ihrem offiziellen Statement zur weiteren Vorgehensweise nach dem "Megxit" Ende Januar betonte, dass das Herzogspaar Sussex mit deren kleinem Sohn Archie zwar immer sehr geliebte Familienmitglieder bleiben, aber nun auf eigenen Wunsch aus dem aktiven Dienst ausscheiden würden. Ab dem 1. April werden sie keine offiziellen Termine mehr im Auftrag der Königin wahrnehmen, ihre royalen Pflichten enden zum 31. März. Nach einer Übergangsphase von einem Jahr könne man dann endgültige Regelungen im Hinblick auf Titel, Finanzen und sonstige Details treffen.

Für den 9. März steht im Hofkalender ein wichtiger Termin in der Londoner Westminster Abbey, ein Gottesdienst anlässlich des jährlichen Commonwealth Tages. Als Teilnehmer wurden bisher auch der Herzog und die Herzogin von Sussex genannt. Es sollte einer ihrer letzten offiziellen Termine werden, eine Gelegenheit, sich mit Anstand und Würde von ihren bisherigen Pflichten und der britischen Öffentlichkeit zu verabschieden, nachdem die beiden Anfang des Jahres so überstürzt das Vereinigte Königreich gen Kanada verlassen hatten. Ob sie unter diesen Umständen die Reise nach London wirklich antreten werden, ist fraglich. Vieleicht sollten sie die Zeit auch lieber nutzen, um sich ein neues Geschäftsmodell zur Finanzierung ihres künftigen Lebensunterhaltes auszudenken.

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