WAS MACHT EIGENTLICH... Manfred Kaltz

Als Kapitän der deutschen FußballNationalmannschaft verlor der Erfinder der »Bananenflanke« vor 20 Jahren in Spanien das WM-Finale gegen Italien.

Als Kapitän der deutschen FußballNationalmannschaft verlor der Erfinder der »Bananenflanke« vor 20 Jahren in Spanien das WM-Finale gegen Italien.

Zur Person:

Manfred Kaltz, 49, lebt in Hamburg-Winterhude und ist in dritter Ehe mit der Malerin Vineeta Oertel, 32, verheiratet. Der Ex-Nationalspieler hat eine sechseinhalb Monate alte Tochter, Emilia Karlotta. Kaltz absolvierte zwischen 1971 und 1989 insgesamt 582 Bundesligaeinsätze für den HSV, mit dem er dreimal Deutscher Meister und zweifacher Pokalsieger war und 1983 den Europapokal der Landesmeister gewann. Mit der Nationalelf, für die er in 69 Länderspielen sieben Tore erzielte, holte er 1980 in Italien den Europameister-Titel. Kaltz nahm an den Weltmeisterschaften 1978 und 1982 teil. Bei Letzterer erreichte er mit dem DFB-Team das Endspiel gegen Italien, das 1:3 verloren ging. Zurzeit eröffnet er in Hamburg eine eigene Fußballschule.

Herr Kaltz, Deutschland hat es nicht bis zum Titel geschafft. Enttäuscht?

Natürlich, doch die Jungs haben sich so teuer wie möglich verkauft, aber die Brasilianer hatten zumindest im Sturm die besseren Einzelspieler. Insgesamt war es ein schönes, gutes Endspiel.

Sie haben ja 1982 selbst erlebt, wie es ist, ein WM-Finale zu verlieren.

Niederlagen sind immer schmerzhaft. Aber vor 20 Jahren gegen Italien war einfach nicht mehr drin.

Aber mit Kalle Rummenigge, Paul Breitner und Ihnen war das Team doch in allen Mannschaftsteilen exzellent besetzt.

Wir hatten dieses dramatische Halbfinale gegen die Franzosen noch in den Beinen, das wir nach 1:3-Rückstand noch mit 5:4 im Elfmeterschießen gewonnen haben. Danach waren wir völlig platt. Gegen Italien reichte dann die Kraft nicht mehr.

Und nach dem Schlusspfiff...

...waren wir natürlich total am Boden. Der zweite Platz ist ja eigentlich nichts wert.

Rudi Völlers Mannschaft ist von den Medien immer wieder hart kritisiert worden, obwohl sie es bis ins Endspiel geschafft hat.

Die Medien sind gegenüber dem eigenen Team immer besonders kritisch. Das war bei uns 1982 nicht anders. Als es prima lief, waren wir schon so gut wie Weltmeister, als es schlecht lief, waren wir Versager.

Wie hat Ihnen die deutsche Elf in Japan und Südkorea gefallen?

Der Mannschaftsgeist hat mich beeindruckt. Da gab es keine Gruppenbildung.

Ist Miroslav Klose der neue Star?

Wenn heute einer drei Tore macht, dann wird er sofort nach oben geschossen. Früher war das nicht so extrem, weil es mehr Spitzenspieler als heute gab.

Klose hat immerhin fünf Tore erzielt.

Aber man muss auch sehen, gegen welche Teams. Als die Gegner besser wurden, hatte auch Klose seine Probleme und wurde ausgewechselt. Man sollte junge Spieler nicht so in den Himmel heben. Klose ist sehr talentiert, aber er braucht noch Zeit.

Sie haben nach dem Ende Ihrer aktiven Laufbahn als Co-Trainer bei Eintracht Frankfurt und dann als Kaufmann gearbeitet. Was tun Sie zurzeit?

Ich habe in Hamburg eine Fußballschule eröffnet. Ich will Kinder und Jugendliche an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.

Trainieren Sie selbst?

Natürlich. Unser Motto ist: Trainieren wie ein Profi. Ich werde von früheren Spitzenspielern wie Michael Rummenigge, Matthias Herget oder Bernd Förster unterstützt.

Sind die jungen Fußballer von heute schlechter als die früher?

Nein, Talente gibt es immer. Aber gerade im Amateurbereich wird oftmals falsch gearbeitet. An der Basis fehlen gute Trainer. Wir müssen die Jugendlichen wieder für Fußball begeistern.

Mussten Sie etwa als Kind für den Sport begeistert werden?

Ich hatte einen guten Jugendtrainer, und mein Bruder hat mich gefördert. Es gab nichts außer Fußball. Das ist heute anders. Heute haben viele Kinder schon Probleme, ohne Ball richtig zu laufen. Dabei ist Koordinationsfähigkeit das Allerwichtigste.

Warum gab es für Sie nie ein offizielles Abschiedsspiel?

Das müssen Sie den HSV fragen. Ich hatte zum damaligen Präsidenten keinen besonders guten Draht.

Bedauern Sie Ihren stillen Abschied?

Das ist Schnee von gestern. Aber damals war mir mein Abschied schon wichtig. Über ein Abschiedsspiel hätte ich mich sehr gefreut.

Interview: Tobias Schmitz

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