was-macht-eigentlich Harianto Wijaya

Er war der erste »Computer-Inder«, der vor einem Jahr in Deutschland die Green card erhielt - dabei kommt der 26-Jährige aus Indonesien

Er war der erste »Computer-Inder«, der vor einem Jahr in Deutschland die Green card erhielt - dabei kommt der 26-Jährige aus Indonesien

Zur Person:

Harianto Wijaya, 26, beim Aufwärmen zum Fitness-Training, das er als Ausgleich zur Arbeit vor dem Computer betreibt. Nebenbei schreibt der Software-Entwickler aus Medan, Indonesien, an seiner Doktorarbeit. Wijaya lebt in Aachen, wo er Informatik und Elektrotechnik studiert hat. Am 31. Juli 2000 überreichte ihm Bundesarbeitsminister Walter Riester die Green Card, mit der er bis 2005 in Deutschland arbeiten darf

Herr Wijaya, fühlen Sie sich eigentlich alt?

Warum?

Sie sind ein Fall fürs Museum: Ihre Green Card liegt seit kurzem im Haus der Geschichte in Bonn.

Ich fühle mich nicht alt, aber dafür sehr geehrt, dass ich als Indonesier einen Platz im Haus der Geschichte bekommen habe.

Sie leben seit acht Jahren in Deutschland. Sind Sie hier zu Hause?

Nein, nicht wirklich. Die deutsche Kultur ist völlig anders als die indonesische. Da wird man nicht so schnell heimisch.

Wann spüren Sie diese Unterschiede?

Etwa am Arbeitsplatz. In Indonesien wird viel mehr im Team gearbeitet. Die Hierarchien sind flacher. In Deutschland ist es viel schwieriger, sich zu einigen.

Wie kommt das?

Das ist vielleicht eine Mentalitätsfrage. In Deutschland werden nur Einzelkämpfer ausgebildet. Aber es gibt kaum Projekte, wo Teamfähigkeit gefordert und unterrichtet wird.

Das klingt so, als sei Ihr Job alles andere als angenehm.

Nein, mein Job als Programmierer bei »AixCom« ist großartig. Ich habe einen tollen Chef, verdiene gut und kann in Ruhe an meinen Projekten arbeiten. Ich meinte das eher allgemein.

Gibt es etwas, was Sie an den Deutschen schätzen?

Ihren Perfektionismus, ihre Genauigkeit und ihre Disziplin.

Und was vermissen Sie?

Den asiatischen Sinn für Humor. Harald Schmidt ist nicht lustig.

Würden Sie Ihren Landsleuten abraten, hier zu arbeiten?

Nein, aber es ist doch merkwürdig: Der deutsche Botschafter in Indonesien hat mir erzählt, dass außer mir nur vier Landsleute eine Green Card für Deutschland beantragt haben. Ganze vier Menschen aus einem Volk von 200 Millionen!

Warum kommen nicht mehr Menschen hierher?

Viele haben wohl einfach Angst vor der so genannten deutschen Leitkultur. Angst davor, nicht akzeptiert zu werden. Angst davor, dass die Tür nach Deutschland nur halb geöffnet ist.

Verfolgen Sie die aktuelle Einwanderungs-debatte um den Bericht der Süssmuth-Kommission?

Natürlich. Aber ich glaube nicht, dass es Deutschland schaffen wird, 50 000 gut ausgebildete Fachkräfte ins Land zu holen.

Warum nicht?

Die Konkurrenz ist groß: Amerika oder auch China bieten den Spezialisten hervorragende Arbeitsbedingungen. Mehr Geld, weniger Steuern. Und die Akzeptanz gegenüber Ausländern ist dort größer.

Wollen Sie nach Indonesien zurückkehren?

Vorerst wohl nicht. Ich vermisse mein Land, aber die politische Lage ist noch immer sehr instabil. Und ich würde für meine Arbeit in Indonesien kaum Geld bekommen.

Wie viel verdient man dort?

Vielleicht 6000 Mark pro Jahr. Zum Vergleich: Ein amerikanisches Unternehmen hat mir für die gleiche Qualifikation umgerechnet 220 000 Mark angeboten. Das ist hart - auch für die deutschen Firmen.

Sind Sie eigentlich ein Workaholic?

Nein, ich arbeite höchstens zehn Stunden am Tag.

Und dann?

mache ich Aerobic in einem Fitness-Center oder gehe schwimmen. Oder ich treffe mich mit Kollegen zum Grillen.

Ein Grillabend im Freien? Das klingt ja ziemlich deutsch.

Auch in Indonesien wird gegrillt. Allerdings ohne Bier. Das ist in der Öffentlichkeit verboten.

Interview: Tobias Schmitz

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