Nur gut zwei Jahre blieb der erste sozialdemokratische BUNDESLANDWIRTSCHAFTSMINISTER im Amt. Fehler im BSE-Krisenmanagement kosteten ihn im Januar 2001 den JobZur Person :
Der 54-Jährige besitzt im friesischen Varel einen 30-Hektar-Hof mit Kühen und Pferden, der in der letzten Zeit hauptsächlich von seiner Frau Petra bewirtschaftet wurde. Der Vater von drei Kindern engagiert sich nach dem Rückzug aus Berlin weiter in der Kommunalpolitik. Seine Karriere hatte Funke, der auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur machte und dann Agrarwirtschaft und Geschichte studierte, als Ratsherr von Varel begonnen.
Guten Tag Herr Funke!
Seien Sie mir nicht böse, aber ich habe keine Zeit. Ich schreibe gerade einen Artikel für die Zeitschrift »Das Landvolk«.
Auf Ihrem Hof stehen Rinder und Pferde. Für die müssten Sie jetzt endlich Zeit haben.
Das dachte ich auch. Aber die sehen mich nicht öfter als früher. Hier klingelt ständig das Telefon. Meine Frau sagt: Das ist ja schlimmer als zu deiner Minister-Zeit.
Warum ruhen Sie sich nicht aus?
Es gibt viele, die sagen: »Kalle, wir machen das und das, du kommst doch und hältst das Grußwort?« Also muss ich da hin und eine lustige Rede halten. Demnächst werde ich für einen plattdeutschen Literaturpreis die Laudatio sprechen. Außerdem halte ich Vorträge zur Agrarpolitik.
Wie finden Sie Renate Künasts »Agrarwende«?
Was sie sagt, hört sich gut an. Aber ich frage mich: Wie realistisch ist das Ganze?
Künast will den Öko-Anteil auf zehn Prozent ausweiten. Das klingt doch vernünftig.
Als anständiger Protestant setze ich der Gnade des Herrn keine Grenzen. Wenn ich in Ewigkeitskategorien denke, ist so etwas möglich. Wenn ich aber irdische Kategorien ansetze, dann halte ich das für weltfremd. Ich muss ja genug Leute finden, die die Öko-Produkte zu einem höheren Preis auch kaufen. Da habe ich meine Zweifel.
Die neue Ministerin hat der Haltung von Hennen in Legebatterien ein Ende gemacht. Das haben Sie nicht geschafft.
Ich habe dafür auch gekämpf. Aber Künast will einen nationalen Alleingang. Das halte ich für falsch. Wenn wir die neue Verordnung umsetzen, wird keine Henne weniger in diesen Batterien gehalten. Die Ställe werden in Holland wieder aufgebaut, und dann kommen die Eier zu uns rein.
Waren Sie traurig nach Ihrem Rücktritt?
Traurig hat mich niemand gesehen. Ich habe danach weitergearbeitet, meinen Schreibtisch aufgeräumt. Man bringt seine Sachen ordentlich zu Ende, dazu ist man verpflichtet. Dann bin ich in aller Frühe nach Hause gefahren. Als ich im Auto saß und Berlin hinter mir ließ, habe ich aber schon gedacht: So ganz gerecht ist das nicht.
Sind Sie sauer auf Gerhard Schröder?
Von sauer kann nicht die Rede sein. Wenn die Meinungen zu sehr auseinander gehen, muss man die Konsequenz ziehen. Ich habe mich nur gefragt, wie schnell manche vergessen können. Als die Agenda 2000 verhandelt wurde, waren es die Regierungschefs, also auch Gerhard Schröder, die mehr in Richtung Agrarindustrie wollten. Und dann sagt er im Bundestag: »Weg von den Agrarfabriken.«
Haben Sie mit ihm schon wieder geredet?
Wir hatten uns verabredet. Das musste verschoben werden, weil er Grippe bekam. Aber wir wollen das nachholen.
Planen Sie ein Comeback als Politiker?
Ich überlege, 2002 für den Bundestag zu kandidieren. Die bisherige Abgeordnete hört auf, und es gibt viele, die mich fragen, ob ich das machen will. Das hier ist ein wunderbarer Wahlkreis, und ich sitze in Varel ja mittendrin. Aber das muss ich erst mit meiner Familie besprechen.
Von Ihnen wird vor allem der Spruch übrig bleiben: »Oldenburger Butter hilft dem Vater auf die Mutter«. Ärgert Sie das?
Nein, dazu stehe ich. Mir ist das bei einer Rede zum Marketing für Agrarprodukte eingefallen. Es gab einen Riesenbeifall. Die Frauen Union der CDU regte sich aber fürchterlich auf. Das hat den Spruch erst richtig bekannt gemacht. Darauf hätte ich Urheberrechte anmelden sollen.