was-macht-eigentlich Liv Ullmann

Die Norwegerin spielte in vielen Filmen des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman. Ihr vielleicht größter internationaler Erfolg gelang ihr 1973 mit 'Szenen einer Ehe'

Die Norwegerin spielte in vielen Filmen des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman. Ihr vielleicht größter internationaler Erfolg gelang ihr 1973 mit 'Szenen einer Ehe' STERN: Verstecken Sie sich, oder geht es Ihnen nicht gut? Irgendwie ist Liv Ullmann aus den Schlagzeilen herausgefallen.

ULLMANN: Das kommt darauf an, wo man Schlagzeilen liest. In den Staaten, wo ich seit langem lebe, gab es erst vor kurzem ziemlichen Wirbel um meinen Film 'Private Confessions', zu dem Ingmar Bergman das Drehbuch geschrieben hatte. Darin hat er die heimlichen Tagebücher seiner Mutter über ihren Liebhaber verarbeitet.

STERN: Und warum hört man bei uns so wenig von Ihnen?

ULLMANN: Hat man doch! In Lübeck hat man mich 1998 zur 'Professorin' ernannt - eine große Ehre für mich.

STERN: Und seitdem?

ULLMANN: Ich habe ein Drehbuch über das Leben von Anne Frank geschrieben. Seit meinem Schauspielerdebüt 1957, als ich die Titelrolle im Theaterstück 'Das Tagebuch der Anne Frank' spielte, hat mich ihr Schicksal beschäftigt - und auch, was dieses Schicksal für andere Menschen bedeutet.

STERN: Haben Sie keinen Ehrgeiz mehr, selbst vor der Kamera zu agieren?

ULLMANN: Leider gibt es heute nicht mehr viele gute Regisseure. Und auch nicht so viele gute Rollen, die mei-nem Alter entsprechen. Und auch nicht viele Drehbücher, die mich reizen. Schauspielern an sich interessiert mich nicht mehr. Mich interessiert der Dialog mit anderen.

STERN: Haben Sie noch Kontakt mit Leuten aus Hollywood?

ULLMANN: Ja, vor allem zu den Menschen, die ich dort vor 30 Jahren traf. Eines meiner größten Vergnügen ist es, Menschen zu treffen, die ich mehr als zehn Jahre nicht gesehen habe. Wir reden, als seien wir erst gestern unterbrochen worden.

STERN: Hat Hollywood überhaupt noch junge Schauspieler, die Sie bewundern?

ULLMANN: Ja. Cate Blanchett etwa, die in dem Film 'Elizabeth' brilliert. Sie wird es weit bringen. Sie hat eine Aura, ein Geheimnis, sie hat Tiefe. Oder Sean Penn, der in 'Dead Man Walking' spielte, ist sehr interessant. Aber er hat zur Zeit ja auch keine Lust mehr zu schauspielern.

STERN: Haben Sie denn Idole?

ULLMANN: Idol ist ein zu mächtiges Wort. Ich bewunderte Mutter Teresa, weil sie ja zum Leben sagte und ja zu Gott. Dasselbe gilt für Albert Schweitzer und für die 'Ärzte ohne Grenzen', die alles aufgeben, um anderen zu helfen.

STERN: Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem früheren Lebensgefährten Ingmar Bergman?

ULLMANN: Er ist nach wie vor mein bester Freund. Wir telefonieren mindestens einmal in der Woche. Er wird 81, aber er ist so kreativ wie eh und je.

STERN: Was macht er?

ULLMANN: Er hat ein neues Drehbuch geschrieben, das ich jetzt umsetzen werde. Der schwedische Titel lautet 'Trolösa' - soviel wie 'Die ohne Glauben sind'. Es hat mit unserer Zeit zu tun, mit uns, die wir an nichts mehr glauben. Weil wir nichts mehr wissen. Und nichts mehr wissen wollen.

STERN: Ist das denn etwas Neues? Ingmar Bergman hat, traut man seinen Filmen, nie an etwas geglaubt.

ULLMANN: Stimmt. Andererseits kämpft er immer noch. 'Trolösa' ist ein schwarzer Film, aber ich hoffe, daß ich Ingmar noch ein Schnippchen schlagen kann. Ich werde der Figur, die er mit ein klein bißchen Hoffnung ausgestattet hat, einfach mehr Raum geben - notfalls gegen seinen Willen!

STERN: Anfang der 80er Jahre hatten Sie Krebs. Wie geht es Ihnen gesundheitlich?

ULLMANN: Ich bin geheilt. 100 Prozent. Dank Gottes Hilfe.

Mit Liv Ullmann sprach STERNRedakteur Peter-Hannes Lehmann.

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