Am 12. April 2008 wurde in Olso das neue Opernhaus eröffnet. Zehn Jahre hatten die Norweger den modernen Bau aus Marmor und Granit geplant. Das norwegischen Architekturbüro Snøhetta hat das Gebäude einem treibenden Eisberg nachempfunden, immerhin liegt die Oper direkt am Hafen. Doch am Eröffnungsabend sprach niemand über die Architektur oder die Musik von Richard Wagner, alle redeten über das Dekolleté der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Sie war wie viele andere Staatschefs und Mitglieder europäischer Königshäuser zur feierlichen Einweihung nach Oslo gereist. Im Gepäck hatte Merkel ein Kleid der deutschen Designerin Anna von Griesheim. Eigentlich ein alter Fummel, denn die CDU-Politikerin hatte die schwarze Robe mit petrolfarbener Stola bereits bei den Festspielen in Bayreuth getragen. Aber für den Auftritt in der Oper legte von Griesheim erneut Hand an und schneiderte den Stoff um. Heraus kam eine Kreation, die das präsentierte, was zuvor nie jemand öffentlich sah: Merkels Busen.
Alle sprachen über das Dekolleté von Angela Merkel
Die Aufregung war dementsprechend groß. "Wie viel Dekolleté darf eine Kanzlerin zeigen?", fragte die Zeitung "Die Welt". "Mehr Frau war Merkel noch nie", attestierte der Kölner "Express". Und der "Spiegel" philosophierte von "Merkels modischem Coup d'État". Selbst ein kroatisches Boulevardblatt schrieb: "Merkels Dekolleté verblüfft alle".

Der damalige stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg sah sich in der Bundespressekonferenz wenige Tage nach Merkels Auftritt sogar gezwungen, über den Busen seiner Chefin zu sprechen. "Die Bundeskanzlerin ist ein bisschen erstaunt gewesen. (...) Dass dieses Abendkleid (...) für eine solche Furore gesorgt hat, lag nicht in der Absicht der Bundeskanzlerin", sagte Steg. Und weiter: "Wenn die Welt nichts Wichtigeres zu tun hat, als über Abendkleider zu reden, dann kann man wahrscheinlich auch nicht helfen."
Seit dem Abend in Oslo hat sich Angela Merkel nie wieder öffentlich so offenherzig gezeigt. Die 66-Jährige trägt weiterhin bevorzugt das, wofür man sie kennt: kastig geschnittene Blazer in bunten Farben.