Bennett bringt mit ihren Kreationen ein bisschen Glanz nach Berlin. Die Hüte der 36-Jährigen heißen 'Federwolke', 'Herz' oder 'Sushikappe', ihre Kunden Meret und Ben Becker, Enie van de Meiklokjes und Shawne Borer-Fielding. Zu einer Party der Hutmacherin kamen kürzlich 350 Menschen mit den wahnsinnigsten Sachen auf dem Kopf, wie sie begeistert erzählt. "Der Durst nach Glamour ist extrem vorhanden", meint sie.
Fiona Bennetts Laden in Berlin-Mitte, in dem sie auch ihr Atelier hat, ist wie ein begehbares Schatzkästchen, mit fliederfarbenem Boden, rotem Plüschrondell und einer barocken Chaiselongue. In runden Löchern in der Wand und auf Ständern sind 'Federirokese' und 'Federrochen' in Szene gesetzt. Ein wenig Respekt vor den Kreationen soll die Einrichtung vermitteln, schließlich steckt in den etwa 200 bis 1600 Euro teuren Kopfbedeckungen manchmal zwei Wochen Arbeit.
Filz, Samt, Glanz, Federn und Seide: Bennetts Hüte sind nicht gefällig und wollen nicht betatscht werden, man ist schließlich nicht im Kaufhaus. Der Herrin der Hüte selbst - rosa Seidenschal im Haar, geblümtes Kleid und rot lackierte Fußnägel - ist ein gewisser Glamourfaktor nicht abzusprechen. Ihr Publikum? Ganz gemischt, sagt sie, "viele Menschen, die ganz gezielt hierher kommen". Zur Zeit suchen viele Frauen nach einer Kopfbedeckung für die Hochzeit und landen vielleicht bei einem Strohhut mit Metall-Organza und Metall-Blüten oder einer Kappe aus Seidenbändern.
Und wie ist sie selbst auf den Hut gekommen? Da muss man bei Fiona Bennett ein bisschen ausholen: Geboren ist sie im englischen Brighton, mit sechs Jahren kam sie nach Berlin. Schon als Kind hatte sie ein Faible fürs Verkleiden, trug gerne Kostüme und war "detailverliebt", wie sie sagt. Eigentlich wollte sie Bildhauerin werden, kam aber dann über ihren ersten Freund, der Schneider am Theater war, auf die Kunst am Kopf. Bei dem Berliner Traditionsbetrieb Pieczinski lernte sie in den 80er Jahren den Beruf der 'Modistin', wie die Hutmacher im Handwerksdeutsch heißen.
"Damals hat sich kein Mensch damit beschäftigt", erzählt sie. Sie hatte keine Lust, "nur diese Oma-Hüte" zu machen und setzte sich nach der Arbeit noch abends ans Werk. Die Ergebnisse präsentierte sie bei kleinen Performances, bei denen sie zeigen wollte, "dass es Spaß macht, Hüte zu tragen". Gemeinsam mit der Designerin Lisa D. inszenierte Fiona Bennett dann neben vielen anderen Aktionen eine Modenschau in einer Geisterbahn.
In der Berliner 'Bar jeder Vernunft' wurde sie von einem Assistenten Vivienne Westwoods entdeckt. Die englische Modeschöpferin schaute bei Fiona Bennett im Atelier vorbei und holte sie als Lehrbeauftragte an die Hochschule der Künste. "Das war schon sehr spannend", erinnert sie sich. Dabei hat sie weniger der große Name beeindruckt, sondern dass endlich einmal eine richtige "Fachkraft" ihr Werk inspiziert.
1999 öffnete Fiona Bennett ihre Galerie in der Nähe der Oranienburger Straße, wo sich auch viele ihrer Designerkollegen niedergelassen haben. Inspiration bekommt sie beim Beobachten von Menschen, sagt sie. Zur Arbeit gehören dann so profane Dinge wie heißer Dampf, Nähkissen, Bügeleisen und Wasser - auch Glamour kann ein Handwerk sein. "Hüte sind wie geheime Wünsche", sagt Fiona Bennett, "ich möchte, dass die Leute mit ihnen ihre Träume verwirklichen."