Was hat Fidel Castro mit Madonna gemein? Ein Faible für Adidas-Trainingsanzüge. Trat der kubanische Staatschef früher ausschließlich in Camouflage-Armeejacken vor die Augen seines Volkes, scheint seine Krankheit nun ein modisches Umdenken in Gang gesetzt zu haben. Seit Castro vor circa elf Monaten ins Krankenhaus eingeliefert wurde, absolvierte er nur wenige öffentliche Auftritte: Geburtstagfotos zum 80. vom Krankenbett, ein Treffen mit dem chinesischen Politiker Wu Guanzheng, ein TV-Interview. Und bei allen Anlässen trug Castro Trainingsanzüge von Adidas.
Wird Comandante en Jefe seit neuestem von dem Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach ausgestattet? "Nein", sagt Adidas-Sprecher Oliver Brüggen, "Adidas hat keinen Vertrag mit Fidel Castro. Wir sind bereits seit Jahrzehnten Ausrüster der kubanischen Olympiamannschaft und gehen davon aus, dass ihm sein nationales Olympisches Komitee die Trainingsanzüge geschenkt hat." Die Modelle, die auf den Bildern zu sehen sind, seien in der Regel bereits ältere Modelle. "Wir würden Castro auch nicht als neuen Werbepartner verpflichten", sagt Brüggen, "unsere Prioritäten liegen woanders: im Sport- und Lifestylebereich". Politiker als Markenträger gehörten generell nicht zum Portfolio von Adidas.
Unbezahlte Werbeikone
Dafür gehört Adidas nun zur Grundausstattung von Castros Kleiderschrank. Für seinen TV-Auftritt Anfang Juni, den ersten seit Monaten, wählte Castro ein Modell in den klassischen Adidas-Farben blau, rot und weiß - zufällig auch die kubanischen Staatsfarben. Auf der rechten Brustseite prangte gut sichtbar das dreistreifige Logo, auf der linken, direkt überm Herzen, die kubanische Flagge. So viel Markenwerbung bekommen seine Landsleute sonst selten zu sehen, immerhin hat es el Commandate geschafft, seine Insel frei von imperialistischen Werbeplakaten zu halten. Doch die Anzüge des olympischen Komitees werden ohnehin nicht frei verkauft, weder in Kuba, noch sonst wo auf der Welt. Andere Adidas-Klamotten kann man auf der Insel durchaus erwerben, wenn es auch keine eigenen Filialen gibt. Im Internet kostet eine Trainingsjacke in ähnlichem Stil etwa 80 Euro, ein Betrag, den nur die wenigsten Kubaner in dem anti-kapitalistischen Land aufbringen könnten.
Und es ist nicht das erste Mal, dass Castro der Marke Adidas zu medialem Interesse verhilft: Als er im Juli 2001 eine der größten antiamerikanische Demonstrationen Kubas mit 1,2 Millionen Teilnehmern anführte, trug er Adidas-Turnschuhe, Modell Supernova. Der leichte Laufschuh, so ermittelte der Wochenzeitung "Die Zeit" damals, kostete ursprünglich etwa 200 D-Mark. Aber in welche Sportschuhe hätte der Staatschef sonst schlüpfen sollen? Sneakers von Nike oder Reebok kämen wohl kaum in Frage.
Dass Castro nun also für Adidas unbezahlte Werbung macht, darüber wollen sich die PR-Leute von Adidas auch nicht so recht freuen. Ob sie sich geschmeichelt fühlen von Fidels Faible? "Das möchten wir nicht kommentieren", sagt Brüggen, "es zeigt allerdings, dass Adidas eine weltbekannte Marke ist, die überall gern getragen wird".