Was ist weiß und läuft auf kurzen Beinchen? Der modische Mann im nächsten Sommer. Die Botschaft, die von den Designerschauen aus Paris und Mailand kommt, ist eindeutig: keine Kollektion, die auf Weiß verzichtet, kaum eine, die ohne weiße Anzüge auskommt. Der Kampf um die Dominanz einer Farbe war endgültig entschieden, als Gianfranco Ferré höchstselbst als schwergewichtiges Beweisstück am Ende seiner Schau auf den Laufsteg trat: ein Traum in Weiß, vom Einstecktuch bis zur Krawatte. Die Tatsache, dass ein Paar schwarzer Schuhe den Komplettlook verhinderte, entschuldigte der Schöpfer mit einem Hinweis auf lokales Brauchtum: "Ein Lombarde in weißen Schuhen? Nein, das wäre ein kultureller Exzess!"
Es hat zwei Gründe, dass Weiß in der Mode normalerweise selten zu sehen ist. Erstens macht dieser Ton angeblich auch die Schlanken dick, und zweitens ist Weiß prädestiniert für eine Dauerkarte in der Reinigung. Schneefarbene Anzüge taugen nicht für den Alltag, denkt man. Sie passen bestenfalls zu steuerflüchtigen Yachtbesitzern mit Wohnsitz in der Karibik. Diesem Vorurteil widerspricht Gabriele Strehle, die Designerin von Strenesse: "Natürlich wird's dreckig - aber das hat Charme."
Weniger Charme versprühen die tief gelegten Hüftlinien, mit denen die Modemacher ihre männliche Kundschaft offenbar erniedrigen wollen. In etlichen Kollektionen enden sie weit unter der Schamgrenze, entblößen Bauchspeck, Haarbüschel und halbe Hintern - vor allem aber machen sie die Beine kurz. Doch kein Mann muss jetzt verzweifeln - schließlich endet jede Mode in ihrem Extrem. Bei Gucci konnte man immerhin schon ein paar traditionell gesetzte Hüftlinien bestaunen, viel fehlte nicht bis zum Nabel. Es geht also wieder aufwärts.