Ende März brach ein echter Hype um eine Armbanduhr aus – und hält bis heute an. Die "Moonswatch" begeistert aber nicht nur, sie frustriert auch. Und das dürfte sich erst einmal fortsetzen.
Die "Moonswatch", eine vergleichsweise günstige Hommage an die Omega Speedmaster, auch genannt "Moonwatch", begeistert seit Ende März Uhrenverrückte auf der ganzen Welt. Noch immer gleicht es einer Sensation, dass ein Hersteller eine erschwingliche Version seiner weltbekannten und äußerst beliebten Luxus-Uhr auf den Markt bringt. Denn auch wenn das viele nicht wissen: Omega gehört der Swatch-Gruppe, ist also eine direkte Schwester von Swatch – und Flik Flak, Blancpain, Glashütte Original und Longines.
Riesig war die Freude, als Swatch die elf teils kunterbunten Uhren endlich zum Stückpreis von 250 Euro in die Schaufenster stellte. Damals hieß es, insbesondere auf dem Firmenprofil bei Instagram: Der Verkauf der begehrten Uhren beginnt zunächst in ausgewählten Boutiquen, "schon bald" – oder "zu einem späteren Zeitpunkt" – wolle man aber auch online starten. Die Artikelseiten beim Hersteller sehen auch entsprechend aus: Es ist theoretisch alles vorbereitet, nur die Schaltfläche für die Bestellung ist grau.
Offiziell hieß es auf Anfrage des stern seinerzeit: "Die Kollektion ist derzeit nicht Online erhältlich. Genauere Informationen über einen geplanten Onlineverkauf liegen uns nicht vor." Ein klares Nein sieht anders aus, zumal, wie gesagt, der Tenor in den sozialen Medien suggerierte, dass es nur eine Frage weniger Wochen sein wird.
Getan hat sich bis heute nichts. Auch die Verfügbarkeit der Uhren ist, wie unaufhörliche Schlangen vor den Swatch-Geschäften andeuten, noch immer nicht ausreichend gegeben. Das liegt auch daran, dass sich rund um die "Moonswatch" ein für Kunden ärgerlicher Graumarkt gebildet hat und neue Lieferungen schnell in den Einkaufstaschen jener landen, die nur auf eine schnelle Mark aus sind. Die Aufpreise auf Online-Marktplätzen bewegen sich zwischen 100 und 400 Euro, je nach Modell. Für ehrliche Kund:innen und Verkäufer:innen ist das gleichermaßen frustrierend. Die einen wollen sich etwas kaufen, die anderen wollen es verkaufen, aber die Ware fehlt.
Hype um Omegas "Moonswatch": Warum niemand für die Uhr anstehen muss und sich Wucherpreise nicht lohnen
Die "Moonswatch" kostet nur 285 Euro – das große Vorbild, Omegas "Speedmaster", kostet mit Edelstahl-Armband mindestens 6600 Euro.
Die Swatch Group freut sich indes: Der "Handelzeitung" teilte CEO Nick Hayek mit, dass die "Moonswatch" offenbar so gut laufe, dass sich erstaunlich viele Menschen direkt für das große Vorbild, die Omega Speedmaster entscheiden würden. Laut Hayek seien die Umsätze in Omega-Geschäften um 50 Prozent gestiegen – und das bei Einzelpreisen ab 6600 Euro.
Offenbar gibt es für den Konzern also keinen Grund, die Situation zu ändern. Im Gespräch mit der "Handelszeitung" bestätigt der CEO, dass kein Online-Verkauf folgen werde. Und so heißt es auf erneute Nachfrage des stern, wann endlich der Online-Verkauf starte: "Unsere offizielle Mitteilung war von Anfang an, dass die Bioceramic MoonSwatch Kollektion nicht online verfügbar ist, sondern in rund 110 Swatch Stores weltweit gekauft werden können."
Pop-up-Shops und neue Läden statt Online-Bestellung
Fraglich, ob Swatch es durch alternative Verkaufsmodelle schaffen wird, die teils gefrusteten Kunden – insbesondere auf Social Media – zu beschwichtigen. Dort heißt es zu Beiträgen, die beispielsweise ein Video der Fertigung der maschinell hergestellten "Moonswatch" zeigen, dass man endlich aufhören solle, ein Produkt zu bewerben, das Kunden nicht kaufen können. Zitat: "Warum postet ihr das? Schluss damit. Keiner kann die Uhr bekommen. Der Hype ist vorbei. Längst vorbei." Oder: "Warum hasst Swatch die Leute, die eine 'Moonswatch' kaufen wollen? Monatelang die Kommentare komplett ignorieren und dann diesen Mist posten."
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Die künftige Verkaufsstrategie sieht laut der "Handelzeitung" wie folgt aus: Im August sollen neue Läden eröffnet werden, um den Ansturm auf die bestehenden Boutiquen zu verteilen. Dort ist von Standorten in der Schweiz, Thailand, Malaysia und den USA die Rede.
Außerdem geht Swatch auf die sogenannte "Sommertour". Dabei sollen elf farblich abgestimmte Fiat 500 herumfahren, mit denen Swatch mobile Verkaufsstellen an "unerwarteten Orten" einrichten will. Dort bekommen Interessenten eine Chance, die Uhr ihrer Wahl zu kaufen. Wo genau sich die Autos, die aus der Schweiz ganz Europa bereisen sollen, aufstellen werden, ließ das Unternehmen offen.