Papsteinkleider Stadelmaier Himmlische Mode aus den Niederlanden

Von Albert Eikenaar
Seit drei Generationen kleidet die niederländische Familie Stadelmaier die Päpste ein. Auch Papst Benedikt XVI. ist Kunde: Für seine USA-Reise gab er eigens eine neue Kollektion in Auftrag. Ein Besuch beim Modepapst Aart Stadelmaier.

Aart Stadelmaier aus dem niederländischen Nijmegen strahlt voller Stolz. Vor ein paar Minuten hat er aus New York die Bestätigung erhalten, dass seine wertvolle Sendung mit Messgewändern und Mitras reibungslos die strengen Zollkontrollen überwunden hat. Der 43-jährige Stadelmaier, Besitzer eines Ateliers zur Herstellung sakraler Mode, atmet erleichtert auf. Der Liefertermin für seine heilige Ware kann nun ohne lästige Probleme eingehalten werden. Es geht nämlich um die speziell angefertigte Kleidung für Papst Benedikt XVI. und sein Gefolge von insgesamt 25 Kardinälen, 300 Bischöfen und zusätzlichen 300 Priestern. Diese Woche geht diese "Mannschaft" auf Amerika-Tour. Für drei Massenmessen, die es in Washington und New York ab Donnerstag geben wird, hat sich der Oberhirte aller Katholiken extra fein, schick und neu einkleiden lassen. Und zwar von Aart Stadelmaier, der in der Branche als der absolute Modepapst gilt.

Es war kein Routineauftrag, den der Niederländer Ende vorigen Jahres im Kampf gegen sieben Konkurrenten – zwei aus Deutschland - ergatterte. Obwohl sein Angebot preislich das Teuerste war, bekam er den Zuschlag. Die Qualität der Stoffe, der Schnitt und das Design gefielen dem höchsten Zeremonienmeister des Vatikan, Monsignore Guido Marini, am besten. Er ist eben Italiener, mit entsprechendem Geschmack. Er gönnte Stadelmaier den Auftrag von über einer halben Million Euro, zu zahlen aus der Kasse der amerikanischen Schäfchen. Das war Ende November 2007, kaum ein halbes Jahr vor dem geplanten USA-Besuch. Seine professionelle Schneiderei im rumänischen Satu Mare ist solchen Stress gewöhnt. Die 15 Mitarbeiter können unter hohem Druck Glanzleistungen vollbringen, so weiß der Chef.

Stadelmaier reiste extra nach Amerika

Stadelmaiers Leute hatten also nicht mal sechs Monate Zeit, um die 653 Mitras und 1253 liturgischen Gewänder anzufertigen. Dabei mussten sie noch auf die zwei Designer warten, die nach Stadelmaiers Vorgaben die definitiven Entwürfe machten. Stadelmaier selbst war nach Amerika gereist, um vor Ort zu recherchieren, wie die Situation bei den verschiedenen Veranstaltungen sein würde: die Spiegelung des Lichtes, die Farben, die Größe der Stadien und die Distanz zu den Gläubigen. Der Firmenchef fotografierte alles und stimmte die örtlichen Gegebenheiten auf die päpstlichen Gewänder ab.

"Die detaillierte Harmonie, die so entsteht, ist außerordentlich wichtig", so Stadelmaier. Auf der Basis dieser Informationen suchten Designer und Schneider nach den passenden Stoffen: Seide für den Papst und die Kardinäle, Wolle für den 600-köpfigen Rest des Teams. Besonders wichtig war dabei die visuelle Wirkung. In allen Situationen, bei allen Bewegungen müssen die Stickereien der sogenannten Kaseln gut zu sehen sein, im Hellen wie im Dunkeln, in großen wie kleinen Räumlichkeiten.

Weil die Fabrikationszeit so knapp war, gab es keine Gelegenheit mehr, alle Exemplare maßzuschneidern. Nach Stadelmaiers Meinung sei das auch nicht notwendig wegen der weit fallenden Form der Gewänder. "Wir sind vor Ort dabei, um die Größen anzupassen, zu verlängern, zu kürzen, zu erweitern". Vom Papst selbst hatte das Atelier die Maße noch aus der Zeit, dass er Kardinal Ratzinger hieß. "Es stellte sich heraus, dass er seitdem zwei Zentimeter kleiner geworden ist. Das konnten wir jetzt rechtzeitig berücksichtigen". Ganz neu sind die Mitras. Sie passen immer, weil von innen ein elastisches Stück Stoff verarbeitet wurde, das sich dem Umfang jedes Kopfes anpasst. "Wir nennes es die Fleximitra".

"78 Jahre himmlische Mode"

Die Geschichte dieses besonderen Unternehmens fängt 1930 an. Auch der Gründer des Betriebes, Arthur Stadelmaier, erhielt damals schon mal den ehrenvollen Auftrag, eine Papst-Garderobe zu schneidern, für Paul VI. Und Arthurs Sohn Ben, Aarts Vater, kleidete Johannes Paul II. ein. Zwei seiner Prunkstücke hängen auf einer Ausstellung in Los Angeles, weil sie als besondere Kreationen der religiösen Modeschöpfung gelten. Diese Exposition zeigt , wie die das Atelier sich im Laufe der Zeit entwickelte: "78 Jahre himmlische Mode", so der Titel.

Um bei der Existenz des Betriebes nicht auf die einseitige Produktion von nur liturgischer Messkleidung angewiesen zu sein, sucht Stadelmaier andere Pfeiler, wie die Übernahme von branchenverwandten Firmen. Das Muttergeschäft in Nijmegen besitzt die Kevelaerer Fahnen und Paramenten GmbH, am Kapellenplatz von Deutschlands zweitgrößtem Wallfahrtsort. Ganz neu ist die logistische Dienstleistung, die er bietet. Stadelmaier liefert nicht nur die Kaseln mit allem drum und dran, sondern sorgt während der Papst-Tour dafür, dass jeder Kardinal, Bischof und Priester rechtzeitig seine eigene passende Kleidung erhält. Das geschieht im Eiltempo. Denn die Geistlichen melden sich erst eine Stunde vor dem Papst-Auftritt beim Ausgabeschalter. "Wir sind mit zwölf Mann damit beschäftigt, das Umziehen zu überwachen. Die Seelenhirten werden mit Namensschildchen, Tragetaschen, Schuhputzmittel, Taschentüchern und Programmheften ausgerüstet". Als besonderer Service verwaltet Stadelmaier auch noch das Fundbüro für die Priester. Verloren gehen kann immer mal was.

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