Brombeer, aubergine, melonengelb und hagebuttenrot: Man könnte Appetit bekommen, wenn man Traudel Albrecht-Fuchs zuhört. Mit entenblau, moosgrün und petrol geht ihre Beschreibung der Farben weiter, die den Modeherbst und -winter 2005/2006 beherrschen sollen. "Die modische, farbige Tasche war zu Saisonbeginn der Bestseller", sagte die Modeberaterin am Donnerstag vor Beginn der Internationalen Lederwarenmesse "Winter Style" in Offenbach. Und dies soll auch so bleiben.
Die Tasche sei als "Tüpfelchen auf dem I" zu betrachten und eine solche Vielfalt in dieser Warengruppe bisher kaum da gewesen. 212 Aussteller aus 15 Nationen zeigen am kommenden Wochenende in Offenbach, wie sie mit Taschen, Handschuhen, Koffern und Accessoires in der Herbst-Winter-Saison Akzente setzen wollen. Das sind einige mehr als im vergangenen Jahr: Von einem Zuwachs von zehn Prozent bei den Ausstellern sprach die Geschäftsführerin der Messe Offenbach, Ursula Ficke. Sie rechnete mit etwa 4.000 Fachbesuchern, die sich auf den knapp 11.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche nach Neuheiten umsehen sollen.
"Noble Sportlichkeit" ist gefragt
"Androgyn und very british" ist einer der Modetrends in der kommenden Saison. Amazonen sollen als Vorbild dieses Reiterlooks dienen. In der Bekleidung heißt das: Feine Kammgarne, Tweed und Flanell, kombiniert mit Cord oder Leder, die für eine neue "noble Sportlichkeit" stehen. Die Taschen kommen entsprechend großformatig daher, zeichnen sich durch natürliche, grobe Ledernarbungen aus. So genannte "Doctorbags" mit Bügelverschluss, Überschlagtaschen und Botentaschen mit langem Schulterriemen, Beutel und Matchsäcke verziert mit Hufeisen und ähnlichen Symbolen der Reiterzunft ergänzen den britisch angehauchten Stil.
Den Kontrast zu diesen eher groben Taschen bilden handtellergroße Täschchen aus Seide, verziert mit glitzernden Pailletten, die an den Glamour der zwanziger Jahre und die Zeit des Art Deco erinnern. Die Riemen der Täschchen gleichen Perlenketten. Das Motiv wird auch in der Bekleidung aufgegriffen: Strass- und Paillettenbesatz als Bordüre an den Hosenbeinen eines auberginefarbenen Anzugs wirken extravagant, die schwarzen Lackschuhe tun ihr Übriges, um zu modischem Glanz und Pomp beizutragen.
Die kleine Schwarze ist jetzt mit Perlen besetzt
Wer es eher bedeckt und klassisch mag, trägt zum schwarzen Hosenanzug eine kleine schwarze Handtasche, besetzt mit elfenbeinfarbenen Perlen an der Vorderseite. Von so mancher Tasche baumeln kleine Perlenketten und bringen Bewegung und Dynamik in das modische Erscheinungsbild.
"Exzentrisch" heißt das Stichwort der Hippie- und Folkideen im "originellen Mix", die einen weiteren Trend im kommenden Herbst und Winter setzen sollen. Auch da schwingt und baumelt so allerlei, von ledernen Troddeln, bis hin zu winzigen Täschchen, die an der Seite angebracht sind und so für ein asymmetrisches Aussehen sorgen. Patchworkelemente, Flechtungen und Stickereien zeigen Anleihen bei den Blumenkindern von damals. Ein ungewöhnliches Ergebnis von Flickschusterei im wahrsten Sinne des Wortes sind Umhängetaschen, aus einzelnen Lederstücken zusammengenäht und durch knallbunt gefärbte Pelzstreifen voneinander abgesetzt.
Als "quadratisch, praktisch, gut" lässt sich eine ganz andere Richtung der diesjährigen Taschenmode umschreiben: Großformatige, schwarze Ledertaschen, von denen manche aussehen, als ob sie sich gar zum Transport eines Musikinstrumentes eigneten, bilden einen starken Kontrast zum übrigen Warenangebot. Lediglich Aufsätze in leuchtendem Bordeauxrot setzen Akzente in dieser Serie, in der geometrische Formen und harte Kanten vorherrschen. Für den, der Troddeln, Applikationen, Fransen und Perlen nicht mag, dürfte das das Richtige sein.