High Waist, Bootcut und Co. Neun Gründe, warum der Hosenkauf ein Shopping-Albtraum ist

Von Lars Weisbrod
Frau mit Einkaufstaschen auf der Straße
Zu eng, zu lang, zu bunt: Hosenkauf ist nie einfach
© Harbucks / Getty Images
Wie ein Elitesoldat müsste man vorgehen beim Hosenkauf: schnell, präzise, erledigt. Stattdessen trifft man auf "Rampy High Waist", "Panflöten" und "Bootcut-Jeans". Wir erklären, warum der Hosenkauf meist zum Alptraum wird.

1. Ewige Wahrheiten

Der Teufel steckt im Detail. Der Hase liegt im Pfeffer. Und die Hose reißt im Schritt. Immer da zuerst. Als Mann würde man sich gern geschmeichelt fühlen, aber Ursache ist nicht gesteigerte Potenz, sondern geplante Obsoleszenz. Wie jedes Produkt hat auch die Hose ihre Sollbruchstelle. Hosen gehen kaputt, damit wir neue kaufen.

2. Samstag im Einkaufszentrum

Also seilt man sich an einem Sonnabend über der Fußgängerzone ab. Der Plan: Diesmal geht man vor wie ein Elitesoldat aus einem pädagogisch fragwürdigen Achtzigerjahre-Actionfilm. Schnell, leise, präzise. Rein in die Einkaufs-Erlebniswelt und wieder raus, in 20 Minuten. Keine Gefangenen. Keine Gnade. Aber vielleicht auf dem Rückweg noch beim Eissalon vorbei, Pistazie-Nougat passt gut zu Raw Denim.

3. Was für eine Hose soll es sein?

Keine Ahnung, sagt die geistig gesunde Hälfte der Bevölkerung, die sich für Mode nur interessiert, wenn sie von jemandem getragen wird, in den sie gerade verknallt ist. Hauptsache, man sieht nicht aus wie ein Horrorclown auf der Berlin Fashion Week. Am besten wäre: genau die gleiche noch mal. Dauerhit in den Charts der meistbereuten Entscheidungen, gleich hinter "Warum habe ich nicht Medizin studiert?": Hätte ich die Hose bloß zweimal gekauft, als ich eine fand, die saß!

4. Wie heißen denn bloß die normalen Hosen?

Jetzt stehst du doof da, zwischen "Tapered Slim", "Relaxed Bootstrap" und "Bottom Up Rampy High Waist". Wie hieß gleich noch mal der Schnitt, für den man nicht zwei Monate Zumbakurs absolviert haben muss?

5. Alleine steht das keiner durch

So wie jeder einen braucht, der einem das 500-stellige WLAN-Passwort vorliest, während man in den Computer tippt, geht im Hosenladen nichts ohne den Partner, der einem neues Material in die Umkleide reicht. Nichts ist trauriger als alleinstehende Männer, die auf Socken durch den Cos hüpfen, weil sie wieder vergessen haben, ob sie Größe 34, 54, XXL oder 501 hatten. 70 Prozent aller Wirbelsäulenverrenkungen passieren beim Hosenkauf, wenn man versucht, sich selbst hinten in die alte reinzugucken, um die Eckdaten auf dem verblichenen Schild zu entziffern.

6. Im Dramolett

"Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen" beschreibt Thomas Bernhard eine Shoppingtour mit dem Theatermacher Claus Peymann. Peymann: "Sie passt doch die Hose Bernhard/oder nicht/mit frageverzerrtem Gesicht/oder nicht."

7. Der schlimmste Moment

Die Anprobe in der Umkleidekabine. Ein Quadratmeter Hölle in Innenstadt-Bestlage, ausgeleuchtet wie das Set beim Pornodreh. Noch mal Bernhard: "Die Hosenprobierzellen sind zu eng/in ihnen ist keine Luft/In den Hosenprobierzellen/hat schon so viele der Schlag getroffen." Und wenn es nicht der Schlag ist, den man trifft, dann die Exfreundin. Während man gerade vorm Probierspiegel dieses eine komische Gesicht macht, das man immer vor Probierspiegeln macht.

8. Ein kräfteraubender Akt

Jetzt laufen wir schon seit drei Stunden zwischen H&M, Peek & Cloppenburg, C&A hin und her, vor lauter &, &, & ist uns ganz schummerig. Die Panflöten-Kombo mussten wir zweimal passieren, und einmal hat uns die gold lackierte lebendige Statue so erschreckt, dass uns das vorgezogene Pistazien-Nougat-Eis aus der Hand fiel. Kurz bevor man beschließt, in Zukunft einfach Toga zu tragen, fällt einem ein:

9. Das Internet!

Da wird sich ja wohl eine Hose finden lassen. Der größte Irrtum. Das Internet ist eine optische Täuschung. Es gibt da gar nichts! Schlimmer als in der DDR! 16 Farbvarianten, von "Deep Koralle" bis "Midnight Oil Schwarz", aber nur noch in XXS, oder man muss in einer obskuren Kryptowährung bezahlen ("Sofortüberweisung").

9. Ich mach es einfach wann anders

Ist der Riss in der alten Hose wirklich so schlimm? Passt man eben ein bisschen auf und sitzt nicht zu breitbeinig. Thomas Bernhard: "Wenn wir von den Grabsteinen jeweils die Todesursache/ablesen könnten/wir würden alle Augenblicke auf den Grabsteinen/gleich welchen Friedhofs lesen/Todesursache Hosenprobe."

Dieser Artikel ist erstmals in der NEON Ausgabe 05/2017 erschienen.

Kleiderschrank - Mädchen wirft Kleidung in die Luft
Dein Kleiderschrank platzt aus allen Nähten und du kannst das Chaos nicht länger ignorieren?
 
Wir haben die ultimativen 5 Tipps für ein konsequentes Ausmisten!   
 
  1. Organisiere dich!
Nimm dir mindestens zwei Stunden Zeit. Besorge dir drei große Umzugskartons und beschrifte sie mit „Verschenken, „Verkaufen und „Vielleicht.
Lade eine gute Freundin als Stil-Beratung ein und lege deine gesamte Kleidung auf dein Bett.
  1. Passe deine Garderobe deinem Körper an und nicht umgekehrt!
Alles, was zu eng ist, einschneidet, zwickt oder verrutscht, gehört aussortiert. Befrei dich dringend von Gedanken wie: „Da passe ich schon irgendwann wieder rein!
  1. Hinterfrage die Qualität!
Der fusselige Pulli oder das Polyester-Kleid, das ständig elektrisch aufgeladen ist – wenn ein Kleidungsstück nervt, sortier es aus.
  1. Schluss mit dem Horten von Schlabber-Klamotten!
Klingt simpel: Kleidung in der du nicht mehr das Haus verlassen möchtest, kommt weg. Mehr als eine Boller-Buxe und einen Schlabberpulli braucht kein Mensch.
  1. Stell dir die Stil-Frage!
Probiere alle Teile aus der „Vielleicht-Kiste und frage dich konsequent: Ist das noch mein Stil? Wann habe ich es zuletzt getragen? Die Teile, bei denen du dir unsicher bist, hängst du mit einem umgekehrten Kleiderbügel zurück in den Schrank. Hängt der Bügel nach einem Jahr immer noch verkehrt herum, weg damit!

© Getty Images
5 Tipps, wie du deinen Kleiderschrank richtig ausmistest
© Getty Images