In Zeiten einer nervenzehrenden Regierungsbildung, von zunehmendem Hass auf das Fremde und einem kuriosen Dieselskandal übertrifft sich Deutschland regelmäßig selbst mit Dingen, die man nicht für möglich gehalten hätte. Trotzdem scheinen die USA irgendwie immer noch einen drauf zu setzen – nicht nur beim Mitarbeiterverschleiß der Regierung, der sogar den des HSV in den Schatten stellt.
Dort scheint alles größer und dramatischer zu sein. Und weil es trotz der Dichte von Krisen und Konflikten auch Zeiten der Langweile gibt, hat das Internet mal wieder ein Phänomen hervorgebracht, das sich seichteren Themen widmet. Auf Twitter stellen sich die User seit Tagen die Frage, ob die deutschen Stars und Filmformate mit den großen amerikanischen Idolen mithalten können. Die Vergleiche werden in Memes dargestellt – und Deutschland bietet tatsächlich Äquivalente. Mehr oder weniger.
Die witzigsten Antworten auf Twitter
Während in den USA Jay-Z und Beyoncé als glanzvolles Musikerpaar mit Shows der Extraklasse gefeiert werden, hat Deutschland Helene Fischer und Florian Silbereisen. Ausverkaufte Stadien, fesche Glitzerkostüme und Charterfolge liefern auch sie – nur über die Musik lässt sich streiten. Und während Beyoncé und Jay-Z für viel Drama um ihre Beziehung sorgen und ihre Tochter wie eine Luxusdiva ausstatten, läuft bei dem deutschen Traumpaar der Schlagermusik alles etwas glatter.
Bei den Boybands legt die deutsche Musikszene richtig vor. Während in den USA die Zeit junger, durchgestylter, tanzender Teenieschwärme schon lange vorbei ist, gehen die deutschen "Jungs" auch nach über vierzig Jahren noch auf Tour. Die "Höhner" sind eine wahrhaft langlebige, flott gekleidete Erfolgstruppe.
US-amerikanische Serienproduzenten schaffen es außerdem, gutaussehende Ärzte dramatisch und fast kitschfrei zu inszenieren. In Deutschland schmachtet man lieber die Ärzte aus der "Schwarzwaldklinik" an oder taucht in die harmonische Welt der Sachsenklinik ein – immerhin seit 21 Staffeln.
Eine spektakuläre Drachenserie hat das deutsche Fernsehen auch zu bieten: "Tabaluga". Die Story um den kleinen Drachen und seine tierischen Freunde kommt nicht ganz so brutal und provokant daher wie "Game of Thrones", aber wenigstens gibt es Eis und Feuer.
Auch eine so spannende Großfamilie wie die Kardashians tummelt sich im deutschen Fernsehen: die Wollnys zeigen ebenso wie Kris, Kim, Khloé, Kourtney, Kylie und Kendall, wie man so lebt, wenn die Eltern bei der Namensgebung kreativ waren. Allerdings bräuchten Sylvana, Sarafina, Jeremy-Pascal, Sarah-Jane, Lavinia, Calantha, Estefania und Loredana noch etwas Nachhilfe darin, wie man die sozialen Netzwerke unternehmerisch nutzt und eine erfolgreiche Beautylinie führt. Oder Dieter und Silvia schlichtweg darin, wie man mit seinen Kindern Millionen macht.
Gute Actionfilme schienen lange eine Kunst zu sein, die nur amerikanische Produzenten beherrschten. Doch irgendwann wurde es suspekt, dass Ethan Hunt alias Tom Cruise Dutzende Gesichtsmasken abzieht und seine Gegner immer wieder darauf hereinfallen. In Deutschland setzt man auf authentischere Protagonisten mit genauso vielen unnötigen Explosionen im Hintergrund: "Alarm für Cobra 11". Ob es nun origineller ist, in einer Einheit namens "Cobra 11" zu arbeiten oder als Jäger der Bösen "Hunt" zu heißen, sei dahingestellt.
Das Land, in dem man künftig mit Flugtaxis fliegen will, begegnet dem bargeldlosen Bezahlen derweil noch etwas skeptisch. Doch auch für die, die sich noch nicht an Bitcoins trauen, gibt es in Deutschland eine innovative Alternative – wenn auch in Papierform. Die Sanifair-Vouchers an den Raststätten geben einem immer wieder das Gefühl, eine alternative Bezahlmethode zu haben.
In einem Punkt liegt Deutschland eindeutig vor den USA: Joachim Sauer ist die bessere Melania Trump. Kein Botox, keine Föhnfrisur – er setzt auf Zurückhaltung.
Konkurrenz belebt das Geschäft. Wenigstens haben die Deutschen es versucht.
