NEON-Redakteurin Denise heiratet im Juni – und ist damit in ihrem Freundeskreis eine der ersten. Da gibt es erstmal tausende Fragen, auf die sie eine Antwort sucht. Die wichtigste: Wie will ich eigentlich heiraten? In der NEON-Hochzeitskolumne "Ja, ich will ... aber anders" erzählt sie von der Planung einer Feier gegen das Klischee.
Wer die bisherigen Folgen meiner Hochzeitskolumne gelesen hat, weiß: Ich mag es unkonventionell. Aber das, was ich mir am Donnerstagabend beim Finale von "Germany's Next Topmodel" anschauen musste, war so ... "unkonventionell", dass es fast unerträglich war, zuzuschauen. Ex-Kandidatin Theresia hat live im Fernsehen vor Millionen von Menschen ihren nichts ahnenden Verlobten Thomas geheiratet. Okay, eine richtige Hochzeit war es nicht, aber das machte es nicht weniger peinlich. Vielleicht wird dieser TV-Moment sogar in die Annalen eingehen. Dafür, dass er Gefühl von Fremdscham auf ein ganz neues Level gehoben hat.
Live-Hochzeit beim "Germany's Next Topmodel"-Finale
Aber fangen wir von vorne an. Es ist beim GNTM-Finale mittlerweile Tradition, dass die ganzen ausgeschiedenen Kandidatinnen bei mindestens einem "Walk" der Finalistinnen mitlaufen. Dieses Jahr war der in Brautkleidern des Labels Kaviar Gauche. Und wir alle wissen natürlich: Die Modenschau als Letzte zu beenden, gilt bei Models als besondere Ehre. Und wir alle wissen natürlich auch: Theresia wollte in einer Folge UNBEDINGT den Job für das Fotoshooting mit Kaviar Gauche. Denn wir alle wissen natürlich, weil sie nie müde wurde, es zu betonen: Theresia heiratet bald. Umso größer also die Freude bei der 26-Jährigen, dass sie ausgewählt wurde, beim Finale die Brautmodenschau beenden zu dürfen.
Im Video: "Das will ja keiner sehen" – darum erntet Kandidatin Theresia auf Instagram einen Shitstorm

In einem Traum aus Tüll und Spitze und mit XXL-Schleier, der von Ballons getragen wurde, schritt sie den Runway entlang und steuerte geradewegs auf ihren Verlobten Thomas zu, der von Heidi Klum auf das Jury-Sofa drapiert wurde. Das war wirklich sehr schön anzusehen – und ich als angehende Braut, war fast ein bisschen neidisch auf das Kleid. Aber als ich Thomas' Anzug sah, sagte ich zu meiner Freundin Kathi, die neben mir auf unserem inoffiziellen Jury-Sofa saß, sofort: "Die heiraten gleich!" Schließlich hatte Model-Mama Heidi in ihrer gewohnten Heidi-Manier schön die Gerüchte um ihre eigene Hochzeit angeheizt, indem sie während des Finales immer wieder meinte: "Vielleicht wird heute ja noch geheiratet."
"Was war die Frage?"
Was dann folgte, war schwer mitanzusehen. Der total geflashte Thomas begrüßte seine Verlobte mit Küsschen und Liebesbekundungen, Theresia kam vor lauter Aufregung gar nicht mehr klar. Sie schluchzte irgendwas von Hochzeit – und spätestens da wussten alle sofort, dass genau das passiert, was ich gerade noch prophezeit hatte. Außer Thomas. Der stammelte die ganze Zeit nur: "Was war die Frage?" Als Crewmitglieder dann einen Teppich, ein Rednerpult und einen Blumenbogen reintrugen, klingelte es langsam. "Du hättest mir wenigstens vorher was sagen können", sagte der 54-Jährige dann und schien nicht so begeistert. "Du bist verrückt." Naja, er schien wenigstens vorher gewusst zu haben, auf was er sich bei dieser Frau eingelassen hat.
Und ich, ich saß vor meinem Fernseher und war einfach sprachlos. Theresia ist genau so alt wie ich (zur Erinnerung: 26!) – und findet es anscheinend eine gute Idee, ihren Verlobten (zur Erinnerung: ein erwachsener Mann), vor laufender Kamera zu zwingen, sie jetzt und sofort in folgendem Setting zu heiraten: Die Braut umringt von all den anderen Ex-Kandidatinnen im Brautkleid (andere Bräute finden es schon scheiße, wenn jemand anderes weiß trägt, aber okay), Heidi Klum als Traurednerin, sein Trauzeuge ist ein Prosieben-Praktikant in einem Tierkostüm – und ganz Deutschland guckt zu. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fernseher, wenn ich behaupte: Das kann niemand toll finden. Außer eine Sechsjährige vielleicht. (Spoiler übrigens: Thomas hat trotzdem Ja gesagt. Das muss Liebe sein.)
Als Thomas Gottschalk dann auch noch vergaß, dem Paar die Ringe zu geben, wurde mir klar: Ich brauche gar keine Angst vor meiner eigenen Hochzeit haben. So viele Sorgen ich auch habe, dass mir mein Blumenstrauß nicht gefallen, die Traurednerin krank werden oder an dem Tag meine Periode bekommen könnte – schlimmer als das, was ich gerade gesehen hatte, kann es gar nicht werden. Danke, Theresia!
Jede Woche gibt es eine neue Folge der NEON-Hochzeitskolumne "Ja, ich will ... aber anders". Alle bisherigen Kolumnen findet ihr hier:
Teil 1: "Ich heirate meinen ersten Freund: Warum ich keine Angst habe, etwas zu verpassen"
Teil 2: "Selbst ist die Braut: Darum habe ich gerne auf einen klassischen Heiratsantrag verzichtet"
Teil 3: "Ich hatte eine Verlobung ohne Antrag – brauche ich also überhaupt einen Ring?"
Teil 5: "Ist Heiraten eine Umweltsünde? Wie deine Hochzeit ganz einfach nachhaltiger wird"
Teil 6: "Keine Lust auf 08/15-Hochzeit? Bei diesen Einladungen sagt garantiert kein Gast ab"
