Wer so hart für die Liebe kämpft, will nicht mehr viel außer der Liebe", sagt Nima.
Sie wollen zusammen einschlafen und aufwachen, kochen und spazieren gehen, sich streiten und wieder vertragen: "Das kleine Glück". Sie treffen sich zum ersten Mal, als Ramin noch keine Kugel im Bauch und Nima noch keine Albträume von Verhören hat. Ein gemeinsamer Freund hat ein paar Leute zu sich nach Hause eingeladen. Homosexuelle haben sonst nur wenige Orte in Teheran, an denen sie zusammen sein können, ohne Angst zu haben. "Oh mein Gott, diese Augen", denkt Ramin, als er Nima sieht. "Ich will ihm sagen, wie schön er ist."
Die beiden werden gute Freunde. Ein Paar können sie nicht sein, das ist zu gefährlich in ihrem Heimatland Iran, und außerdem leben sie in verschiedenen Städten. Beide protestieren gegen das Regime, gegen Wahlfälschung und die Unterdrückung Homosexueller. Bei einer Demonstration wird Ramin angeschossen. Binnen Sekunden ist sein Körper überdeckt von eiskaltem Schweiß. Er friert. Seine Freunde bringen ihn ins Krankenhaus, er überlebt. Danach muss er sich verstecken. Als es immer gefährlicher wird für Schwule im Iran und er seine Angst nicht mehr aushält, beschließt Ramin zu fliehen, zuerst in die Türkei. Dort kommt Nima zu Besuch. Als die beiden merken, wie schön es ist, zusammen zu sein und frei, bleibt Nima bei ihm. Sie bekommen Asyl in den USA.
Ramin, 31, und Nima, 29, leben in Washington, D. C.
Im Buch "Liebesglück" von Kathrin Werner erscheinen am 21. September die vollständigen Versionen von 20 Liebesgeschichten. S. Fischer Verlage, 288 Seiten.
