Eigentlich weiß Markus Söder ja höchste Kompetenz in Digitalfragen in den eigenen Reihen. Doch Parteifreundin Dorothee Bär hat er offenbar nicht gefragt. Die Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung hätte den bayerischen Ministerpräsidenten und derzeitigen Wahlkämpfer sonst sicher beraten können, wie man eine Kampagne in Zeiten des Internets aufzieht. Nun aber hat er den Salat oder, besser gesagt, er hat etwas nicht: die Internetadresse zu seinem Slogan "Söder macht's", der auf Wahlplakaten prangt. Die hat sich stattdessen die SPD geschnappt, und die entsprechenden Facebook- und Twitter-Kanäle gleich dazu. Die Sozialdemokraten erzählen auf soedermachts.de mal, - genau - was der Söder aus ihrer Sicht so alles macht.
Und das ist, wenig überraschend, nichts Gutes: Genüsslich werden da die nach Lesart der SPD Bayern jüngsten Verfehlungen Söders aufgelistet: das "verfassungswidrige Polizeigesetz" zum Beispiel, die Kreuze in staatlichen Einrichtungen, der Gebrauch des Begriffs Asyl-Touristen für ertrinkende Flüchtlinge, "zur eigenen Profilierung den Bestand der Bundesregierung gefährden" oder "den Bestand der EU infrage stellen" - alles Themen, die bundesweit Schlagzeilen machten und die streitbaren Christdemokraten für viele unmöglich brachten. Hinzu kommen noch eher regionale Themen wie der Verkauf öffentlicher Wohnungen zu Lasten von vielen Mietern oder die Entlassung Tausender angestellter Lehrer und Lehrerinnen zum Ende des Schuljahres. Natürlich listet die SPD um Spitzenkandidatin Natascha Kohnen dann noch auf, "was Bayern wirklich braucht".
Söder - weit weg von der absoluten Mehrheit
Ob der kleine Internet-Coup der Bayern-SPD selber helfen wird, bleibt abzuwarten. Grund zu feixen hat sie jedenfalls eigentlich nicht, denn in den jüngsten Umfragen zur Bayern-Wahl am 14. Oktober finden sie sich selbst mit mageren 12 Prozent nur auf dem vierten Platz wieder - hinter den Grünen (15,5) und der AfD (knapp 14).
Für die CSU und Söder ist die Sache allerdings ein weiterer Patzer im Wahlkampf, den man sich eigentlich längst nicht mehr leisten kann. Alles andere als eine absolute Mehrheit gilt als Wahl-Desaster, die Furcht vor der AfD ist dementsprechend mit Händen zu greifen und Markus Söder gilt als einer der bisher unbeliebtesten Ministerpräsidenten Bayerns überhaupt - auch wegen der Art und Weise, wie er seinen Amtsvorgänger und jetzigen Bundesinnenminister Horst Seehofer aus der Münchner Staatskanzlei bugsierte. Das selbst erklärte Desaster nimmt so immer mehr Gestalt an. Zuletzt lag die CSU in den Umfragen weit weg von der absoluten Mehrheit bei rund 38 Prozent - Tendenz eher fallend als steigend.
Nach "Söder macht's" sieht's im Moment also eher nicht aus.
