Nach seinem Vorstoß zu einer Volksabstimmung über die britische EU-Mitgliedschaft hat Großbritanniens Premierminister David Cameron sein Vorgehen verteidigt. "Es geht nicht darum, Europa den Rücken zuzuwenden", sagte Cameron in einer Rede beim Weltwirtschaftsforum in Davos. "Es ist genau das Gegenteil", betonte der britische Regierungschef. Es gehe darum, "Argumente für ein wettbewerbsfähigeres, offeneres und flexibleres Europa" zu liefern und "den Platz Großbritanniens darin zu sichern".
Cameron hatte in einer Grundsatzrede am Mittwoch tiefgreifende Reformen und einen neuen EU-Vertrag verlangt. Außerdem kündigte er an, dass er die Briten bis 2017 in einem Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU abstimmen lassen wolle, sofern er 2015 wiedergewählt wird. Camerons Ankündigung war in anderen EU-Staaten auf teils scharfe Kritik gestoßen.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) sagte der "Bild"-Zeitung, die Briten gingen mit der Abstimmung einen "völligen Irrweg". Das, was Premierminister Cameron jetzt mache, könne Großbritannien "schwer schaden". Kein Land in Europa könne mehr allein im Wettbewerb mit China, Indien und anderen aufstrebenden Staaten bestehen.
Der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer, Vorsitzender der Deutsch-Britischen Parlamentariergruppe, sagte der Zeitung, sollten die Briten die Europäische Union verlassen, würden beide Seiten verlieren. Für die ohnehin schwächelnde britische Wirtschaft würde der Schritt den Knockout-Schlag bedeuten. "Die Briten isolieren sich mit ihren Plänen selbst und verlieren damit in letzter Konsequenz auch das Anrecht auf Fördermittel aus der EU", fügte Mayer hinzu.