Ob dieser Kurswechsel glaubhaft sei, müssten in erster Linie die Mitgliedsunternehmen bewerten, erklärte Radtke. "Ich freue mich jedenfalls, dass so viele Farbe bekannt und sich von dieser fatalen Entscheidung distanziert haben", fügte der Europaabgeordnete hinzu.
Thüringens Innenminister Maier sagte, es sei "ein ermutigendes Zeichen, dass die Mitgliedsunternehmen den Irrweg der Präsidentin gestoppt haben." Demokratie und Weltoffenheit seien wesentliche Erfolgsfaktoren der deutschen Wirtschaft. Diese gelte es zu verteidigen.
Maier äußerte die Hoffnung, dass sich nun auch die Industrie- und Handelskammern diesbezüglich klar positionieren. "In Thüringen verstecken sich beispielsweise die IHKen hinter dem Gebot der parteipolitischen Neutralität, um einer klaren Abgrenzung zur AfD aus dem Weg zu gehen", sagte der Minister. Die IHK Südthüringen in Suhl zeige sich sogar offen gesprächsbereit, "obwohl die AfD mit ihrem Anti-Euro-Kurs dem exportorientierten Thüringer Mittelstand schweren Schaden zufügen würde."
Der Verband Die Familienunternehmer hatte vergangene Woche erklärt, er habe ein "Kontaktverbot" zur AfD aufgehoben. Im Oktober hatte der Verband zu seinem Parlamentarischen Abend in Berlin demnach erstmals auch AfD-Vertreter eingeladen. An der Entscheidung hagelte es seitdem Kritik. Mitglieder wie die Drogeriekette Rossmann und der Küchengerätehersteller Vorwerk traten aus dem Verband aus.
Am Sonntagabend hatte Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann schließlich eingelenkt: Die Einladung von AfD-Abgeordneten zu dem Parlamentarischen Abend habe sich "als Fehler erwiesen", teilte sie auf der Website des Verbands mit. "Wir distanzieren uns von Extremisten und lassen uns von ihnen nicht vereinnahmen." Es gelte nun, "andere Wege der Auseinandersetzung finden, wie wir der AfD kritisch begegnen und gleichzeitig deutlich machen können, wofür wir stehen", fügte Ostermann hinzu.