So könnten "schnell eine Million Schutzplätze" geschaffen werden, fuhr der Behördenchef fort. Noch im Sommer werde ein Schutzraumkonzept vorgestellt. Hintergrund ist die veränderte Sicherheitslage in Europa angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. "Lange war in Deutschland der Glaube weit verbreitet, dass Krieg kein Szenario ist, auf das wir uns vorbereiten müssen", sagte Tiesler der "SZ". "Das hat sich geändert. Uns treibt das Risiko eines großen Angriffskriegs in Europa um."
Bei den Schutzräumen ist vorgesehen, dass die Menschen im Ernstfall dort auch über Nacht bleiben können, also mit Nahrung, Toiletten und Feldbetten versorgt sind. "Wichtig ist, dass die Menschen schnell erfahren, wo sie Schutz finden", sagte Tiesler und verwies auf Apps und Hinweisschilder.
Die Aufgaben im Zivilschutz seien dabei enorm und kostenintensiv, warnte der Bevölkerungsschutzchef: In den kommenden vier Jahren würden mindestens zehn Milliarden Euro benötigt. "In der nächsten Dekade liegt der Bedarf sogar bei mindestens 30 Milliarden Euro."
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte dazu in Berlin, aktuell seien deutschlandweit noch 579 Räumlichkeiten als Schutzräume eingestuft. Dort könnten bis zu 478.000 Menschen Schutz finden. Die Räume seien allerdings sanierungsbedürftig, da sie seit Jahrzehnten nicht mehr gepflegt wurden.
Auch der Ministeriumssprecher verwies aber auf weitere leicht zu ertüchtigende Kapazitäten in U-Bahnschächten und Kellern. Diese würden ebenfalls "teils guten Schutz" vor Kriegseinwirkungen wie Explosionsdruckwellen, Trümmern und Splittern bieten. Allerdings seien einige der in Frage kommenden Räumlichkeiten in Privatbesitz. Zu einer aus Ländern und Kommunen geforderten finanziellen Beteiligung des Bundes an Bau oder Ertüchtigung von Schutzräumen wollte sich der Sprecher mit Blick auf die laufenden Haushaltsberatungen nicht äußern.