"Im Kern geht es in diesem Fall um Klimagerechtigkeit", sagte Anwältin Nina Burri von dem Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Heks), das die indonesischen Inselbewohner unterstützt. Es gehe darum, ob die Kläger "die Kosten tragen müssen, die sie nicht verursacht haben, oder ob die großen Verschmutzer für die von ihnen verursachten Emissionen und Schäden verantwortlich und haftbar gemacht werden müssen".
Der Fall von Pari ist der erste, in dem ein großer Zementhersteller verklagt wird. Zudem ist es das erste Mal, dass eine Schweizer Firma wegen ihrer mutmaßlichen Verantwortung für derartige Klimaschäden verklagt wird.
Die Bewohner von Pari fordern jeweils Schadenersatz in Höhe von umgerechnet etwa 3850 Euro. Zudem verlangen sie Schutzmaßnahmen wie den Bau von Wellenbrechern. Darüber hinaus müsse Holcim laut den Klägern seine Treibhausgasemissionen um 43 Prozent bis 2030 und um 69 Prozent bis 2040 reduzieren.
Sie hoffe, dass der Fall für Opfer des Klimawandels auf der ganzen Welt zur Inspiration werde, sagte die Inselbewohnerin Asmania vor der Anhörung vor Journalisten. Die 42-Jährige, die wie viele Indonesier nur einen Namen trägt, hat durch den Meeresspiegelanstieg bereits ihre Algenfarm verloren. Durch die Überschwemmungen sei auch Schmutz und Öl in ihre Fischfarm gespült worden. Von 500 kleinen Jungfischen zum Jahresbeginn seien jetzt nur noch neun übrig, sagte Asmania. Ihr Einkommen liege bei "null".
Die Produktion von Zement ist für etwa acht Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Der Zementriese Holcim hatte zuvor betont, dass "die Frage, wer CO2 ausstoßen darf", per Gesetz und nicht durch ein Zivilgericht beantwortet werden müsse. Nach der Anhörung erklärte das Unternehmen jedoch, dass es sich "voll und ganz dazu verpflichtet, bis 2050 Netto-Null zu erreichen, wobei Nachhaltigkeit im Mittelpunkt unserer Strategie steht".
Klimaklagen gegen Regierungen und Konzerne haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Dabei ist es häufig das Ziel, große Unternehmen für die Klimaschäden verantwortlich zu machen, die die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen, insbesondere im globalen Süden, zerstören.