Hintergrund sind seit Monaten andauernde Forderungen auch aus Teilen von Trumps Maga-Bewegung (Make America Great Again, Macht Amerika wieder großartig), alle Akten zum Epstein-Skandal zu veröffentlichen. Trump bestreitet engere Beziehungen zu seinem früheren Nachbarn in Florida. Jüngst veröffentlichte E-Mails und Dokumente legen allerdings das Gegenteil nahe, zudem zeigen zahlreiche Videos und Fotos aus früheren Jahren die beiden Millionäre zusammen.
In seinem Onlinebeitrag beschimpfte Trump seine langjährige felsenfeste Unterstützerin Taylor Greene am Freitag als "zeternde Irre" und behauptete, die Wähler in Georgia hätten "die Nase voll von ihr und ihren Mätzchen". Sollte ein Republikaner Greene die erneute Kandidatur für das Repräsentantenhaus streitig machen und sich "die richtige Person bewerben, wird diese meine vollständige und nicht nachlassende Unterstützung haben", erklärte er. Greene dagegen sei "weit nach links" abgedriftet.
"Ich bete Donald Trump nicht an oder diene ihm", antwortete Greene im Onlinedienst X auf die Ankündigung des Präsidenten. Trump greife sie als Bestrafung und als Warnung an andere Republikaner an, weil sie Bestrebungen zur Veröffentlichung der Epstein-Akten unterstütze.
Greene war seit Jahren als überzeugte und unbeirrte Trump-Anhängerin bekannt. Noch im März hatte sie während einer Trump-Rede vor dem Kongress eine Kappe mit der Aufschrift "Trump hatte mit Allem Recht" getragen. In den vergangenen Monaten war die Republikanerin dann allerdings mehrfach von der offiziellen Parteilinie abgewichen.
Besonders lautstark trat die Abgeordnete als Kämpferin für die vollständige Freigabe der Epstein-Akten auf. Zuletzt stellte sie sich hinter einen Vorstoß der oppositionellen Demokraten, das Repräsentantenhaus in der kommenden Woche über die Forderung nach der Akten-Veröffentlichung abstimmen zu lassen.
"Und natürlich ist er jetzt hinter mir her, um ein Exempel zu statuieren und allen anderen Republikanern vor der Abstimmung nächste Woche Angst zu machen", kommentierte Green am Freitagabend das Vorgehen Trumps. "Es ist erstaunlich, wie hart er dafür kämpft, die Veröffentlichung der Epstein-Akten zu stoppen, dass er sogar so weit geht."
Der verurteilte Sexualstraftäter Epstein war 2019 erhängt in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden worden, während er auf einen weiteren Prozess wartete. Laut Behörden beging er Suizid. Den Ermittlungen zufolge hatte Epstein über Jahre minderjährige Mädchen und junge Frauen missbraucht und an Prominente weitergereicht. Viele US-Bürger und rechtsgerichtete Influencer mutmaßen, der frühere Finanzinvestor sei ermordet worden, um ihn daran zu hindern, gegen prominente Mittäter auszupacken.
In den vergangenen Tagen wurden weitere Mails von Epstein veröffentlicht. Darin schrieb der Millionär unter anderem, Trump sei über den Missbrauch Minderjähriger im Bilde gewesen: "Natürlich wusste er von den Mädchen", hieß es in einer Mail vom Januar 2019. Zudem habe Trump, der in Florida jahrelang Epsteins Nachbar war, "Stunden" mit dem Missbrauchsopfer Virginia Giuffre verbracht. Giuffre beging im April Suizid.
Das US-Repräsentantenhaus will kommende Woche einen parteiübergreifenden Antrag verabschieden, um die Regierung zur Freigabe sämtlicher Epstein-Akten zu bringen. Überlebende Epstein-Opfer und Giuffres Angehörige appellierten am Freitag in einem offenen Brief an die Abgeordneten, Farbe zu bekennen. "Es gibt in dieser Frage keinen Mittelweg", hieß es darin: "Sie können sich nicht hinter Ihrer Parteizugehörigkeit verstecken."
Trump läßt bisher keine Bereitschaft zur Freigabe der Epstein-Akten erkennen, obwohl er dies in der Vergangenheit versprochen hatte. Stattdessen forderte er das Justizministerium und die Bundespolizei FBI am Freitag auf, Epsteins Verbindungen zu Ex-Präsident Bill Clinton und "vielen anderen Leuten und Institutionen" zu untersuchen. Justizministerin Pam Bondi ordnete daraufhin umgehend Ermittlungen an.