Jeffrey Epstein ist zwar seit mehr als sechs Jahren tot, doch der verurteilte Sexualstraftäter spukt noch immer im Leben von Donald Trump herum. Demokratische Abgeordnete aus dem Aufsichtsausschuss des Repräsentantenhauses haben nun drei E-Mails aus Epsteins Nachlass veröffentlicht, die den US-Präsidenten belasten könnten. Der Ausschuss untersucht den Nachlass derzeit. Die Mails legen nahe, dass Trump vom Missbrauch minderjähriger Mädchen wusste.
Epstein war 2019 erhängt in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden worden. Ihm wurde vorgeworfen, zahlreiche Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten zugeführt zu haben. Sein Tod und seine Kontakte zur High Society lösten Spekulationen über die Verwicklung einflussreicher Kreise aus. Epsteins Nachlass umfasst rund 23.000 Seiten. Trumps Republikaner veröffentlichten ihrerseits 20.000 Dokumente daraus, die US-Medien noch prüfen.
Der stern konnte die E-Mails nicht selbst verifizieren.
In einer E-Mail von 2011 soll Epstein an seine Komplizin Ghislaine Maxwell geschrieben haben, ein Missbrauchsopfer habe Stunden mit Trump verbracht. Der Name des Opfers ist geschwärzt.
Übersetzt steht dort in etwa: "Ich möchte, dass du dir bewusst machst, dass dieser Hund, der nicht gebellt hat, Trump ist. [OPFER] hat Stunden bei mir zu Hause mit ihm verbracht, er wurde nie erwähnt. Polizeichef usw. Ich bin zu 75 % dabei."
Maxwell antwortete noch am selben Tag: "Ich habe darüber nachgedacht."
In einer weiteren E-Mail Epsteins vom Januar 2019 an den Journalisten Michael Wolff, der ihn mehrfach interviewte, soll er geschrieben haben, dass Trump "natürlich" von den "Mädchen" gewusst habe:
Übersetzt steht dort in etwa: "[OPFER] mara lago. [GESCHWÄRZT]. Trump sagte, er habe mich gebeten, zurückzutreten, war niemals ein Mitglied. Natürlich wusste er von den Mädchen, da er Ghislaine gebeten hatte, damit aufzuhören."
Was Trump genau wusste und ob es mit Epsteins Verbrechen zusammenhing, bleibt unklar. Im Juli sagte Trump, er habe Epstein aus seinem Anwesen Mar-a-Lago verbannt, weil dieser "Leute, die für mich arbeiteten, mitgenommen" habe.
Jeffrey Epstein über Donald Trump: "schmutzig"
Eine dritte E-Mail zeigt eine weitere angebliche Korrespondenz zwischen Epstein und dem Enthüllungsjournalisten. Wolff schrieb im Dezember 2015 an Epstein: "Ich habe gehört, dass CNN plant, Trump heute Abend zu seiner Beziehung zu Ihnen zu befragen – entweder live oder im Anschluss an die Pressekonferenz."
Epstein antwortet darauf: "Wenn wir eine Antwort für ihn formulieren könnten, wie sollte diese Ihrer Meinung nach lauten?"
Wolff schreibt zurück: "Ich denke, Sie sollten ihn sich selbst hängen lassen. Wenn Trump eine engere Verbindung zu Epstein dementiere, "verschafft Ihnen das wertvolle PR- und politische Vorteile. Sie können ihn auf eine Weise hängen, die Ihnen möglicherweise einen positiven Nutzen bringt, oder, wenn es wirklich so aussieht, als könnte er gewinnen, könnten Sie ihn retten und er würde in Ihrer Schuld stehen."
In weiteren E-Mails habe Epstein Reportern Vorschläge zu möglichen Hinweisen gegeben, denen sie nachgehen könnten, berichtete der US-Sender ABC. In einer Mail an den ehemaligen "New York Times"-Reporter Landon Thomas Jr. soll Epstein gefragt haben: "Möchten Sie Fotos von Donald und Mädchen in Bikinis in meiner Küche?", worauf Thomas mit Ja geantwortet habe. Ob Epstein diese Fotos tatsächlich besaß oder verschickte, bleibt laut ABC unklar.
In anderen Nachrichten beschrieb Epstein Trump als "schmutzigen" Geschäftsmann, der "fast schon wahnsinnig" sei, nicht vertrauenswürdig und in "wirklichen Situationen" schlimmer als sein öffentliches Bild, wie die "New York Times" und CNN berichten. Epstein habe in den E-Mails auch bestritten, dass Bill Clinton auf seiner Privatinsel war, wo Missbrauch stattfand, meldet der Sender NBC.
Weißes Haus greift Demokraten an
Trump hat stets bestritten, etwas über Epsteins Verbrechen gewusst zu haben, und erklärt, er habe ihre Beziehung vor Jahren beendet. Das Weiße Haus warf der Demokratischen Partei eine Kampagne gegen den US-Präsidenten vor. "Die Demokraten haben selektiv E-Mails an liberale Medien durchsickern lassen, um eine falsche Erzählung zu schaffen, die Präsident Trump diffamieren soll", erklärte Sprecherin Karoline Leavitt.
Trump geriet auch im eigenen Lager unter Druck, da er und seine Regierung versprochen hatten, den Skandal aufzuklären, dies aber bislang nicht geschah. Ein Fehlverhalten konnte Trump bislang jedoch nicht nachgewiesen werden.
Abstimmung über Epstein-Akten geplant
Dem Weißen Haus zufolge handelt es sich bei der Frau, deren Name in den E-Mails geschwärzt wurde, um Virginia Giuffre, die sich im April im Alter von 41 Jahren das Leben nahm. Im Oktober erschienen posthum ihre Memoiren, in denen sie den ehemaligen britischen Prinzen Andrew des Missbrauchs beschuldigte. Giuffre habe dagegen "wiederholt gesagt, dass Präsident Trump in keinerlei Fehlverhalten verwickelt war", betonte Leavitt.
Trump selbst schrieb in seinem Onlinedienst Truth Social: "Die Demokraten versuchen erneut, den Jeffrey-Epstein-Schwindel ins Gespräch zu bringen, weil sie alles tun, um von ihrem schlechten Umgang mit dem Shutdown und vielen anderen Themen abzulenken."
Der Druck auf Trump wächst unterdessen: Das Repräsentantenhaus soll nächste Woche abstimmen, ob es die restlichen Akten veröffentlicht.
Quellen: Von den Demokraten im Ausschuss für Aufsicht und Regierungsreform des Repräsentantenhauses veröffentlichte E-Mails, Ausschuss für Aufsicht und Regierungsreform des Repräsentantenhauses, Nachrichtenagenturen AFP, AP und DPA, "The New York Times", ABC, CNN, NBC