US-Präsident unter Druck Warum Donald Trump die Epstein-Affäre nicht loswird

Donald Trump und Jeffrey Epstein
Jeffrey Epstein (l.) und Donald Trump bei einer Party 1997 in Mar-a-Lago
© Davidoff Studios Photography
Die Affäre um Jeffrey Epstein lässt Trump nicht los. Nächste Woche könnte das Repräsentantenhaus volle Akteneinsicht erzwingen.

Donald Trump wird die Affäre um Sexualstraftäter Jeffrey Epstein einfach nicht los. Kommende Woche dürfte das Repräsentantenhaus eine Freigabe aller Akten in dem Fall fordern.

Wie kam die Epstein-Affäre ins Rollen?

Der Finanzberater und Millionär Epstein wurde erstmals 2006 wegen Sexualverbrechen angeklagt. Die Eltern einer 14-Jährigen hatten ihn wegen Missbrauchs ihrer Tochter angezeigt. Durch einen umstrittenen Deal mit der Staatsanwaltschaft musste er jedoch nur 13 Monate ins Gefängnis.

Im Juli 2019 wurde Epstein erneut festgenommen und beschuldigt, mit dutzenden Minderjährigen illegal gehandelt und ihnen für sexuelle Handlungen Geld gezahlt zu haben. Epstein plädierte auf nicht schuldig.

Am 10. August 2019 wurde er erhängt in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden. Den Behörden zufolge beging er Suizid, die Aufnahmen von Überwachungskameras aus der Haftanstalt sind aber lückenhaft.

Fehlende Sekunden im Überwachungsvideo aus Gefängnis werfen Fragen auf
Fehlende Minute in Epstein-Video wirft Fragen auf
© n-tv.de / n-tv
Fehlende Minute in Epstein-Video wirft Fragen auf
© n-tv.de

Knapp ein Jahr später wurde Epsteins Vertraute Ghislaine Maxwell verhaftet und im Juni 2022 als Komplizin in dem Missbrauchsfall zu 20 Jahren Haft verurteilt. Sie berichtete detailliert über Epsteins Beziehungen zu Größen aus Politik und Gesellschaft.

Dazu gehört der britische Prinz Andrew, der inzwischen alle königlichen Ehren verloren hat. Andrew geriet durch die Memoiren seines mutmaßlichen Opfers Virginia Giuffre im Oktober zusätzlich unter Druck. Die US-Australierin warf ihm vor, sie als Minderjährige missbraucht zu haben. Im April beging sie mit 41 Jahren Suizid, ihre Erinnerungen wurden nach ihrem Tod publik.

Rat und Hilfe

Sie haben suizidale Gedanken? Befinden Sie sich in einer psychischen Krise? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und (0800) 1110222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail oder Chat ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Bei unmittelbarer Suizidgefahr: Wählen Sie den Notruf 112, wenn Sie selbst oder jemand in Ihrem Umfeld akut gefährdet ist. In akuten Krisen steht auch der medizinische Notdienst unter 116 117 zur Verfügung

Warum kursieren zu Epstein Verschwörungstheorien?

Zahlreiche US-Bürger glauben, dass die Behörden reiche und einflussreiche Bekannte und Freunde Epsteins schützen wollen, darunter Trump.

Forderungen nach mehr Transparenz gibt es derzeit vor allem aus dem Lager der oppositionellen Demokraten. Aber auch in Trumps Maga-Bewegung (Make America Great Again, Macht Amerika wieder großartig) fordern viele: "Veröffentlicht die Epstein-Akten!"

Die Hauptverschwörungstheorie dreht sich um eine mutmaßliche Liste Prominenter, die neben Epstein in die Sexualverbrechen verwickelt waren. Die Trump-Regierung suggerierte ab Januar zunächst, sie wolle die Liste veröffentlichen. Im Juli hieß es dann, sie existiere nicht.

Welche Rolle spielt Donald Trump im Epstein-Fall?

Trump verkehrte als New Yorker Immobilienmagnat und als Nachbar in Palm Beach in Florida ab den 1990er Jahren mit Epstein. Er stellte im Wahlkampf eine Veröffentlichung der Akten in Aussicht, ließ nach seiner Vereidigung im Januar aber nur wenig aussagekräftige Dokumente freigeben.

Belastend für den 79-Jährigen wirken E-Mails von Epstein, die demokratische Abgeordnete diese Woche veröffentlichten. "Natürlich wusste er von den Mädchen", schrieb Epstein darin über Trump im Januar 2019. Trump habe zudem "Stunden" mit einem der Missbrauchsopfer verbracht, hieß es in einer älteren Mail vom April 2011.

Das widerspricht Trumps Angaben, er habe keine engen Beziehungen zu Epstein gehabt. Frühere Enthüllungen über ein anzügliches Geburtstagsschreiben an Epstein von 2003 hatte der Präsident als "Fake" bezeichnet. Zur Skizze einer nackten Frau ist in dem mutmaßlichen Trump-Brief von einem gemeinsamen "Geheimnis" die Rede. Zu den Epstein-Mails sagte Trump, er wisse nichts von ihnen.

Wer ist noch im Visier?

Trump veranlasste am Freitag Ermittlungen gegen den früheren US-Präsidenten Bill Clinton (1993 bis 2001). Daneben beschuldigte er Clintons Finanzminister Larry Summers und den Investor und Unternehmer Reid Hoffman, "große Teile ihres Lebens mit Epstein" verbracht zu haben. Dabei spielte Trump auf Epsteins berüchtigte Privatinsel Little Saint James in der Karibik an, wo zahlreiche Opfer missbraucht worden sein sollen. Epstein selbst hatte allerdings laut den zuletzt veröffentlichten Mails geschrieben, Clinton sei "niemals" auf seiner Insel gewesen.

Wie geht es weiter?

Der Druck auf Trump dürfte kommende Woche weiter steigen: Das Repräsentantenhaus will einen parteiübergreifenden Antrag verabschieden, um die Regierung zur Veröffentlichung aller Epstein-Akten zu bringen. Der Beschluss erfordert 218 Stimmen in der Kongresskammer, diese sind mit der Vereidigung einer neuen Demokraten-Abgeordneten nun zusammen.

Trump und Epstein
Explosive Zeilen über Trump: "bin der Einzige, der ihn zu Fall bringen kann"
© n-tv.de
Brisante Epstein-Mails: "Bin der Einzige, der ihn zu Fall bringen kann"
© n-tv.de

Konkrete Folgen hätte das Votum aber voraussichtlich nicht. Dem Antrag müsste auch der Senat zustimmen, in dem Trumps Republikaner die Mehrheit haben. Anschließend wäre Trumps Unterschrift nötig.

Der Präsident lehnt den Vorstoß rundweg ab. Epstein sei "das Problem der Demokraten, nicht das der Republikaner", erklärte er am Freitag. "Verschwendet Eure Zeit nicht mit Trump. Ich muss ein Land regieren."

AFP
Von Ben Turner und Stephanie Lob / jek

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