US-Magazin veröffentlicht Chat zu US-Angriffsplan auf Huthi-Miliz in voller Länge

Pentagon-Chef Hegseth (r.) bei einer Anhörung im Senat
Pentagon-Chef Hegseth (r.) bei einer Anhörung im Senat
© AFP
Nach der irrtümlichen Übermittlung des Einsatzplans zu einem Angriff des US-Militärs auf die jemenitische Huthi-Miliz an einen Journalisten hat das US-Magazin "The Atlantic" den vollständigen Gesprächsverlauf der betroffenen Chatgruppe veröffentlicht. Wie das Magazin am Mittwoch berichtete, hatte Verteidigungsminister Pete Hegseth in der Online-Gruppe rund eine halbe Stunde vor Einsatzbeginn die genauen geplanten Angriffszeiten sowie andere Details geteilt. Das Weiße Haus bemühte sich nach dem neuen "Atlantic"-Bericht erneut um Schadensbegrenzung. 

Die versehentliche Aufnahme des "Atlantic"-Chefredakteurs Jeffrey Goldberg in die Chat-Gruppe im Onlinedienst Signal, in der die Planungen für den Angriff am 15. März zwischen Ministern und anderen hochrangigen Regierungsmitgliedern geteilt worden waren, schlägt seit Wochenbeginn in Washington hohe Wellen. Goldberg hatte in einem am Montag veröffentlichten Artikel erstmals darüber berichtet, dass er in die Gruppe aufgenommen worden war und so von den Angriffsplänen erfahren hatte.

In diesem ersten Bericht hatte Goldstein aber noch darauf verzichtet, präzise Informationen über die Waffenarten und Zeitpunkte der Angriffe zu veröffentlichen. Nach seinen Angaben folgte er damit dem Regelwerk seines Magazins, wonach es keine Informationen über Militäreinsätze verbreitet, wenn dadurch "möglicherweise das Leben von US-Personal gefährdet werden könnte".  

Allerdings bestritten Vertreter der US-Regierung in den vergangenen Tagen, dass in dem Chatverlauf geheime Informationen ausgetauscht worden seien. Wie Goldberg und sein Kollege Shane Harris in ihrem neuen Artikel vom Mittwoch schrieben, entschloss sich dass Magazin daraufhin zur vollständigen Veröffentlichung des Chatverlaufs - da angesichts der Versuche der Regierung, die Sicherheitslücke herunterzuspielen, "ein klares öffentliches Interesse" an den in der Chatgruppe ausgetauschten Nachrichten bestehe. 

In den nun veröffentlichten Screenshots des Chats sind zahlreiche Details wie genaue Uhrzeiten des Angriffs am 15. März und die dabei eingesetzten Flugzeuge enthalten. Lediglich den Namen eines CIA-Mitarbeiters nannte "The Atlantic" nicht, nachdem der Auslandsgeheimdienst das Magazin darum gebeten habe.

Hegseth teilte dem Bericht zufolge in der Chatgruppe, zu der auch Vizepräsident JD Vance, Außenminister Marco Rubio und der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz gehörten, zwei Stunden im Voraus die Zeit des geplanten Angriffs auf eine Zielperson mit, die er als "Target Terrorist" bezeichnet. 

Waltz lieferte den Chat-Partnern dann Geheimdienstinformationen zum Ergebnis der Angriffe. "Gebäude eingestürzt. Mehrere Personen erfolgreich identifiziert", schrieb der Sicherheitsberater von Präsident Donald Trump etwa.

Bei dem massiven US-Militäreinsatz am 15. März gegen die vom Iran unterstützte Miliz waren nach Huthi-Angaben 53 Menschen getötet und knapp hundert weitere verletzt worden.  Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz hatte seit Beginn des Gaza-Krieges hatte die Miliz immer wieder Raketen auf Israel abgefeuert und Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden attackiert. 

Vertreter der US-Regierung versuchten in Reaktion auf den neuen Artikel erneut, die Bedeutung des Sicherheitslecks kleinzureden. Waltz erklärte, in dem Chat seien "keine Orte" und "keine Kriegspläne" geteilt worden. Vance schrieb im Onlinedienst X, Goldberg habe den Vorgang "aufgebauscht". Trumps Sprecherin Karoline Leavitt bezeichnete die Berichterstattung von "The Atlantic" über den Vorgang als "Falschmeldung".

Die oppositionellen Demokraten werfen den an der Chatgruppe beteiligten Regierungsmitglieder Inkompetenz und schlampigen Umgang mit vertraulichen Daten vor. Für Mittwoch war eine Anhörung im Repräsentantenhaus zu dem Vorfall angesetzt.

AFP