Die Trump-Regierung sei nun "ganz anders", schrieb Trump weiter und versprach "erleichterte Genehmigungen" und einen "fast sofortigen" Baubeginn. Wenn TC Energy nicht dazu bereit sei, könne ein anderes Unternehmen den Bau übernehmen. Die Betreiberfirma hatte das Projekt im Juni 2021 aufgegeben.
Bei dem seit 2008 verfolgten Projekt handelt es sich um eine Erweiterung der Keystone-Pipeline, die Rohöl von Kanada in die USA transportiert. Die Ergänzung würde Öl aus den Teersandvorkommen in der kanadischen Provinz Alberta in den US-Bundesstaat Nebraska bringen. Von dort würde es über bereits existierende Systeme zu Raffinerien in Texas transportiert.
Die kanadische Regierung befürwortete das Projekt. TC Energy hatte argumentiert, dass die Lieferung großer Ölmengen aus dem benachbarten Kanada die Abhängigkeit Washingtons von den USA weniger freundlich gesinnten Staaten verringern würde.
Umweltschützer warnten allerdings immer wieder vor katastrophalen Folgen möglicher Lecks in der Pipeline. Sie weisen außerdem daraufhin, dass bei dem komplizierten Verfahren zur Ölgewinnung aus Teersand zu viel klimaschädliche Treibhausgase freigesetzt würden. Auch indigene Gruppen, deren Territorien die fast 2000 Kilometer lange Pipeline durchqueren sollte, machten regelmäßig dagegen mobil.
US-Präsident Barack Obama stoppte das Projekt 2015 aus Umwelt- und Klimaschutzgründen, 2017 nahm Trump es nach seinem ersten Wahlsieg wieder auf. Biden widerrief im Januar 2021 an seinem ersten Tag im Amt per Dekret die Genehmigung für die Pipeline und löste damit ein Wahlkampfversprechen ein - zur Enttäuschung des kanadischen Premiers Justin Trudeau, der sich für das Projekt eingesetzt hatte.
Trump steht dem Klimawandel skeptisch gegenüber und bezeichnet die Energiewende als Betrug. Stattdessen will der republikanische Präsident die Förderung fossiler Brennstoffe ausweiten. Bereits an seinem ersten Amtstag im Januar verfügte Trump den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen, einer internationalen Übereinkunft zur Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei und möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
Trump hatte im Wahlkampf niedrigere Energiepreise für die Verbraucher versprochen. Mit dem Slogan "Drill, Baby, drill", forderte er, die Produktion der Öl- und Gasindustrie in den USA deutlich auszuweiten.
Das Verhältnis Washingtons zu Ottawa ist indes angespannt. Der US-Präsident spottete in den letzten Wochen mehrfach über den kanadischen Premier Trudeau, indem er diesen "Gouverneur" nannte - so werden die Regierungschefs der US-Bundesstaaten bezeichnet. Zudem hatte Trump wiederholt von der Möglichkeit einer Eingliederung Kanadas in die USA gesprochen und die Einführung von Strafzöllen angekündigt, die nach einem Aufschub nun am kommenden Dienstag in Kraft treten sollen.
Trudeau erklärte, der Grund für Trumps Eingliederungspläne sei Kanadas Reichtum an Bodenschätzen. Trump wolle "unser Land aufsaugen", sagte der Premierminister nach Medienberichten.
oer/ilo