Italiens früherer Ministerpräsident Silvio Berlusconi konnte im Juli vergangenen Jahres überraschend aufatmen: Er wurde #link;www.stern.de/politik/ausland/freispruch-in-bunga-bunga-affaere-berlusconi-erfaehrt-von-urteil-im-altersheim-2124928.html;im "Ruby"-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch in zweiter Instanz freigesprochen#. Damit entging der "Cavaliere" einer siebenjährigen Haftstrafe, zu der der skandalumwitterte Multimilliardär zuvor verurteilt worden war.
Doch die "Ruby"-Affäre ist damit noch nicht ausgestanden. Im März soll Italiens höchstes Gericht in dem Fall in dritter Instanz entscheiden. Seit etwa einem Jahr laufen weitere Ermittlungen gegen Berlusconi, seine Anwälte und Frauen, die bei den angeblich wilden Partys anwesend gewesen sein sollen und im "Ruby"-Prozess zugunsten des Ex-Regierungschefs ausgesagt hatten. Diese Ermittlungen sollen nun vor dem Abschluss stehen: Berlusconi und den weiteren Verdächtigen droht ein Prozess.
25.000 Euro für Falschaussagen?
Vor einigen Tagen durchsuchten italienische Ermittler der Nachrichtenagentur Ansa zufolge die Wohnungen von 21 Frauen, die an den "Bunga-Bunga"-Partys in der Villa von Berlusconi teilgenommen haben sollen. Auch die Wohnung der "Ruby" genannten Marokkanerin Karima El Mahroug, mit der Berlusconi Sex gegen Geld gehabt haben soll, wurde der Nachrichtenagentur Ansa zufolge durchsucht.
Die Ermittler sind davon überzeugt, dass Berlusconi und seine Anwälte die Zeugen im "Ruby"-Prozess systematisch bestochen haben. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, soll Berlusconi zunächst allen 21 Frauen je 25.000 Euro für ihre Falschaussagen bezahlt haben. Den Angaben zufolge stellt der 78-Jährige ihnen zudem mietfrei Wohnungen zur Verfügung.
Verdächtig komme den Ermittlern aber vor allem vor, dass zwei der Damen - darunter auch "Ruby" - seit dem Prozess auffällig ihren Lebenstandard verbessert hätten. Die 22 Jahre alte Marokkanerin nehme stets ein Taxi, wenn sie von ihrem Wohnort Genua ins 150 Kilometer entfernte Mailand fahre. Tochter, Partner und Freundinnen erhalten der "SZ" zufolge häufig üppige Geschenke. Und offenbar hörte die italienische Polizei mit, als "Ruby" einmal am Telefon auf Berlusconis Zuwendungen zu sprechen kam: Von fünf Millionen Euro sei da die Rede gewesen.