Abhöraffäre um "News of the World" Murdoch soll britische Zeitungen loswerden wollen

Die Abhöraffäre um "News of the World" hat einen der größten Medienskandale in der Geschichte Großbritanniens ausgelöst. Auch andere Zeitungen aus dem Hause Rupert Murdoch geraten unter Verdacht. Der Medienmogul soll nun mit dem Gedanken spielen, alle seine britischen Blätter zu verkaufen.

Das durch die Abhöraffäre um das britische Boulevardblatt "News of the World" ins Wanken geratene Medienimperium von Rupert Murdoch könnte sich einem Zeitungsbericht zufolge von allen seinen Zeitungen in Großbritannien trennen. Der Konzern sondiere das Interesse von möglichen Käufern für seine britische Zeitungsgruppe News International, berichtete das "Wall Street Journal" am Dienstagabend auf seiner Internetseite. Angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes für Printmedien habe sich bislang aber kein Kaufinteressent gemeldet.

"In den kommenden sechs Monaten" könnte ein neuer Versuch gestartet werden, schrieb das "Wall Street Journal", das ebenfalls zum Murdoch-Konzern gehört, unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise. Neben der inzwischen eingestellten "News of the World" gibt News International die Zeitungen "The Sun", "The Times of London" und "The Sunday Times" heraus. "The Sun" und "The Sunday Times" stehen ebenfalls im Verdacht, sich auf illegalem Weg Zugang zu Informationen beschafft zu haben.

BSkyB-Übernahme gefährdet

Journalisten der "News of the World" sollen die Telefone von Prominenten, Angehörigen von Verbrechensopfern sowie Hinterbliebenen getöteter Soldaten angezapft haben. Die Affäre ist einer der größten Medienskandale in der Geschichte Großbritanniens und beschäftigt das Land bereits seit einigen Jahren. Nach dem Bekanntwerden neuer Details stellte Murdoch die Boulevardzeitung ein, am Sonntag erschien die letzte Ausgabe.

Der Skandal gefährdet auch die Murdochs geplante Übernahme der britischen Pay-TV-Gruppe BSkyB, die derzeit von den Kartellbehörden geprüft wird. Das Parlament in London sollte sich am Mittwoch mit einem Antrag der oppositionellen Labour-Partei befassen, der den Medienmogul auffordert, von der Übernahme Abstand zu nehmen. Auch die Koalitionsregierung von Premierminister David Cameron hatte ihre Unterstützung für den Antrag durchblicken lassen.

Cameron unter Druck

Cameron ist wegen seiner engen Verbindungen zum Murdoch-Konzern im Zusammenhang mit der Abhöraffäre selbst in der Kritik geraten. Der Premier wollte am Mittwoch vor den Abgeordneten Stellung nehmen. Dem TV-Sender Sky News zufolge plant Cameron, die Untersuchung zum Fall "News of the World" zu einer allgemeinen Überprüfung des Verhältnisses zwischen Politikern und Medien in Großbritannien auszuweiten.

AFP
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