Apnoe Freitaucherin Jennifer Wendland: "In der Tiefe bin ich allein in einer Extremsituation"

Apnoetaucherin Jennifer Wendland schwimmt mit Flossen im Meer (Archiv)
Apnoetaucherin Jennifer Wendland beim Training für die Weltmeisterschaft im Tieftauchen in Honduras (Archiv)
© Lars Heidrich / Imago Images
Jennifer Wendland ist die derzeit beste Taucherin Deutschlands. Wenn sie mehr als 100 Meter abtaucht, muss sie Angst vermeiden. Was man vom Freitauchen für den Alltag lernen kann.

Jennifer Wendland reckt den Kopf leicht nach oben und nimmt einen letzten tiefen Atemzug, dann zieht sie ein Tauchschlitten in die Tiefe. 117 Meter und wieder zurück. So lange muss ihr dieser eine Atemzug reichen. Unendliches Blau rauscht an ihr vorbei, erst in strahlendem Türkis, dann wird es immer dunkler. Nur eine Minute dauert der Weg nach unten. Solange haben Sie vielleicht gebraucht, um diese Zeilen zu lesen. 

Wie oft haben Sie bis hier hin schon eingeatmet? Wenn noch kein einziges Mal, werden Sie sich spätestens jetzt darauf konzentrieren. Ihr Atemreiz wird sich melden. Ausgelöst wird dieser Reflex aber nicht etwa, weil unser Sauerstoff zur Neige geht, sondern weil sich der CO2-Wert in unserem Blut erhöht. Jennifer Wendland hat ihrem Körper beigebracht, dass er dieses Stoffwechselprodukt länger aushalten kann. 

Ab 20 Meter Tiefe zieht sich ihre Lunge vom äußeren Druck so klein zusammen wie ein Tennisball. Auch ohne den Schlitten würde die Taucherin in den freien Fall übergehen. "Das ist ein wunderschönes Gefühl, wenn das Wasser durchs Gesicht streicht", sagt sie. 

Sie nähert sich dem Grund, ein kurzer Ruck und sie landet auf 117 Meter. Ein deutsches Rekordergebnis, das Jennifer Wendland 2018 ertaucht hat. Auf dem Weg nach oben lässt sie den Schlitten in etwa 40 Meter Tiefe los, schwimmt aus eigener Kraft an die Oberfläche. Dort muss sie per Handsignal zeigen, dass es ihr gut geht. Eine weiße Karte bestätigt den Rekord. Wer ohnmächtig wird, verliert. 

Frau Wendland, wie lange können Sie die Luft anhalten?
Wenn ich mich gar nicht bewege, um die sieben Minuten. Das ist aber ziemlich langweilig.

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