Nach dem Giftanschlag auf das Bodensee-Trinkwasser mit Unkrautvernichtungsmitteln ermittelt die Polizei weiter in alle Richtungen. Der Verdacht gegen einen Bauern aus dem Raum Ravensburg, dessen Hof drei Stunden lang von rund 40 Beamten durchsucht worden war, erhärtete sich zunächst nicht. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten jedoch auch nicht ausschließen, dass der Mann zwei Fünf-Liter-Kanister mit Pflanzenschutzmitteln im Bodensee versenkt haben könnte. Der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung (BWV) und die Behörden betonten, dass für die rund vier Millionen Trinkwasserkunden in Baden-Württemberg keine Gefahr bestanden habe.
Die Behälter waren nach einem anonymen Bekennerschreiben am 9. November in der Nähe der Wasser-Entnahmestelle in etwa 75 Meter Tiefe im westlichen Bodensee bei Sipplingen von einem Spezialtaucher geborgen worden. Bei der Suche hatte eine ferngesteuerte Unterwasserkamera geholfen.
Giftige Substanzen im Trinkwasser
Die BWV und die Behörden hatten nach Empfang des Briefes am 18. Oktober umgehend ihre Trinkwasserkontrollen verstärkt. Bei Analysen wurden die giftigen Substanzen dank der verfeinerten Methoden nachgewiesen, sie lagen jedoch weit unter den Grenzwerten. Unter den Stoffen war das verbotene Pestizid Atrazin.
Bei der Durchsuchung des Bauernhofes beschlagnahmten die Beamten verschiedene Gegenstände. "Die Auswertung dauert allerdings noch an", betonte ein Polizeisprecher in Friedrichshafen. Für Hinweise auf die Ergreifung des Täters wurden 5000 Euro Belohnung ausgesetzt. Wird er gefasst und verurteilt, droht ihm eine Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren.
Die BWV, nach eigenen Angaben der größte Wasserversorgungs- Zweckverband in Deutschland, beliefert 320 Städte und Gemeinden. Nach der Aufbereitung in Sipplingen fließt das Wasser über ein 1700 Kilometer langes Leitungsnetz bis in den Norden des Bundeslandes. Auch die übrigen Bodensee-Anrainer entnehmen Trinkwasser aus dem See und betreiben eigene, deutliche kleinere Wasserwerke.