Ein Hausmädchen ist in Brasilien nach eigenen Angaben 14 Jahre lang von einem Ehepaar als "Sklavin" gehalten worden. Sie habe seit ihrem 11. Lebensjahr weder das Haus ihrer Arbeitgeber in der nordöstlichen Landeshauptstadt Salvador verlassen dürfen noch habe sie für ihre Arbeit Lohn bekommen, sagte die heute 25 Jahre alte Gabriela de Jesus nach Medienberichten. Die Polizei habe unterdessen die 55 Jahre alte Lehrerin Maria Helena Silva und ihren Ehemann, den Unternehmer José Carlos Silva, 57, wegen Freiheitsberaubung angezeigt, hieß es.
Die Polizei hatte das Hausmädchen nach eigenen Angaben befreit, nachdem sie einen anonymen Hinweis erhalten hatte. "Ich wurde mit Besen und Gürtel verprügelt, und von Maria Helena und ihrem Ehemann auch ins Gesicht geschlagen", klagte Gabriela de Jesus. Die für den Fall zuständige Kommissarin Francineide Moura erklärte: "Das war ein Fall von wahrer Sklavenhaltung im 21. Jahrhundert". Die Lehrerin bestritt jedoch die Vorwürfe und beteuerte, sie habe Gabriela nie für die Hausarbeit bezahlt, weil sie sie "wie eine Tochter behandelt" habe.
Nur drei Monate zur Schule gegangen
Ihre sehr armen Eltern habe sie seit ihrem 11. Lebensjahr nicht mehr gesehen, erzählte unterdessen Gabriela de Jesus. "Sie wohnen auf dem Land in Cansanção (im Bundesstaat Bahia 350 Kilometer von Salvador entfernt) und wollten mir eine bessere Zukunft bieten, deshalb haben sie mich damals diesem Ehepaar übergeben", sagte sie. Von ihren "neuen Eltern" sei sie nur drei Monate lang zur Schule geschickt worden. Danach habe sie all die Jahre täglich von vier Uhr morgens bis spät in die Nacht arbeiten müssen. "Jetzt will ich die verlorene Zeit nachholen, Freunde haben, zur Schule gehen", hofft die junge Frau.
Minderjährige Hausmädchen sind in Brasilien auch in den Metropolen São Paulo oder Rio de Janeiro keine Seltenheit. Nach Schätzungen von Experten arbeiten im größten Land Lateinamerikas mehr als eine Million Mädchen im Alter zwischen fünf und 17 Jahren als Haushaltshilfen. Die meisten haben keinen Urlaub und erhalten einen Lohn unterhalb des Mindestgehalts von 415 Real (umgerechnet etwa 165 Euro) im Monat. Viele sind auch Opfer von sexueller Ausbeutung.