Festnahmen in Baden-Württemberg Familie hält 20-Jährige wie eine Sklavin

Albtraum in einem Dorf in Nordbaden: Eine junge Frau wurde von einer Familie offenbar wie eine Sklavin gehalten. Nach etlichen Monaten ist der 20-Jährigen nun wohl die Flucht gelungen. Allerdings sind viele Details des Falles noch rätselhaft.

Eine 20-Jährige ist in einem Dorf in Baden nach eigenen Angaben ein Jahr lang wie eine Sklavin gefangen gehalten, misshandelt, bedroht und sexuell genötigt worden. Am Wochenende sei der Frau die Flucht durch ein offenes Fenster des Hauses im nordbadischen Haßmersheim gelungen, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Donnerstag mit. Ein Spezialeinsatzkommando nahm am frühen Mittwochmorgen drei Familienmitglieder fest. Gegen sie wurde Haftbefehl erlassen.

Nähere Angaben über die beschuldigte Familie wollte die Polizei nicht machen. Die Familie soll die Frau in das Haus in Baden-Württemberg eingeschlossen und mit Gewalt und Drohungen zur Hausarbeit gezwungen haben. Der Familienvater habe sie mindestens einmal sexuell genötigt, heißt es in der Mitteilung der Polizei.

Bürgermeister: "Unvorstellbar, dass das bei uns passiert"

Warum die Frau bei der Familie war, war zunächst unklar. Sie sei nicht entführt worden, sondern war freiwillig in den Haushalt gekommen, hieß es. Die junge Frau soll aus Würzburg stammen.

Der Bürgermeister von Haßmersheim, Marcus Dietrich (parteilos), reagierte entsetzt. "Ich bin bestürzt, dass so was in unserer Gemeinde möglich ist", sagte Dietrich. "Man denkt nicht, dass das im Dorf passiert, dass jemand über Monate gefangen gehalten wird und fliehen muss. Unvorstellbar, dass das bei uns passiert - aber offenbar war es so."

Familie kam vor drei Monaten ins Dorf

Dietrich sagte weiter: "Die Familie ist erst vor etwa drei Monaten aus dem Rhein-Neckar-Kreis zu uns gezogen. Sie hatte weder private noch familiäre oder arbeitsmäßige Kontakte im Dorf." Drei Personen seien in dem Haus gemeldet, die junge Frau offenbar nicht.

Ob die Familie mit der jungen Frau nach Haßmersheim gezogen war, konnte auch der Bürgermeister nicht klären. "Ich wollte das zunächst gar nicht glauben. Wir leben hier friedlich auf dem Land und so was - denkt man - passiert nur in der Stadt." Das Dorf mit 4800 Einwohnern habe eigentlich eine "positive soziale Kontrolle".

DPA
bel/DPA

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