Von oben sieht Cloncurry aus wie eine typische Stadt im australischen Outback. Die Straßen sind im Schachbrettmuster in die Landschaft gefräst, im Norden ist ein Flugfeld aus dem Busch herausgeschlagen und im Westen befindet sich die überlebenswichtige Wasserquelle: der Chinaman Creek Dam - ein Regenreservoir, das die Bevölkerung mit Trinkwasser versorgt. Roter Staub und dürftige Vegetation. Der Ort hat Geschichte, hier fand der erste Flug der Royal Flying Doctors statt, Australiens berühmter medizinischer Luftversorgung. Aber jetzt kämpft Cloncurry gegen die Zeit. Schon in wenigen Monaten droht den etwa 2400 Einwohnern die Evakuierung.
Seit zwei Jahren hat die Gemeinde keine nennenswerte Niederschläge erlebt. Laut einem Bericht der staatlichen Wetterbehörde liegt die Niederschlagsmenge in der Gegend momentan 70 Prozent unter dem Langzeitdurchschnitt. Entsprechend dürftig sieht das Reservoir vor den Toren der Stadt aus. Der Wasserstand liegt bei 15 Prozent der vollen Kapazität. Sollte es nicht bald signifikant viel regnen, sitzt Cloncurry auf dem Trockenen. Bis Ende Juni haben die Bewohner des Ortes noch Trinkwasser, sagte Bürgermeister Andrew Daniels der "Brisbane Times". Um Wasser zu sparen, gelten ab nächster Woche verschärfte Vorschriften in Cloncurry. Den Vorgarten zu sprengen oder das Auto zu waschen, ist dann nicht mehr erlaubt.
Regen im Nachbarort
Es gäbe laut Daniels noch einige Optionen, bevor eine Evakuierung unausweichlich wird. In der Nähe gibt es noch ein zweites Reservoir, das angezapft werden könnte, und man könnte den nahegelegenen Cloncurry River anzapfen. Aber auch der Cloncurry River führt nicht ganzjährig Wasser. Sein Pegel wird wie bei vielen Flüssen im australischen Hinterland stark vom Regen beeinflusst.
"Wenn die Regierung aufrichtig wäre und nicht wollen würde, dass die Gemeinden leiden, würde sie den Minen das Wasser abdrehen", sagt Daniels und beschreibt damit knapp ein großes Problem der gesamten Region. Die Siedlungen konkurrieren bei der Wasserversorgung mit dem anscheinend unstillbaren Durst der Bergbauunternehmen. In Queensland werden im großen Stil Kohle und Bauxit gefördert, aber auch Opale oder Sapphire. Auch in der Nähe von Cloncurry soll demnächst Eisenerz gefördert werden, was besonders viel Wasser verbraucht. Bis zu 250 Millionen australische Dollar (172 Millionen Euro) sollen investiert werden.
Bitter ist für die Bewohner, dass die Stadt momentan nicht von einer Wetterlage profitiert, die im nur 120 Kilometer entfernten Ort Mount Isa seit Tagen für Niederschläge sorgt und noch ein paar Tage erhalten bleibt. In Cloncurry soll es aber weiterhin trocken und sonnig bleiben.