Interviews mit ARD, ZDF und RTL und eine große Pressekonferenz am Mittwoch, das sind bislang die einzigen festen Termine von Kate und Gerry McCann bei ihrem Besuch in Berlin. Die Eltern der vierjährigen Madeleine, die vor einem Monat spurlos aus einem Ferienappartement an der portugiesischen Algarve verschwunden war, reisen Dienstagabend in die Hauptstadt, um auch die Deutschen um Unterstützung bei der Suche nach ihrer Tochter Madeleine zu bitten. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass sie in Berlin auch Politiker treffen können und Vertreter von Organisationen, die sich um verschwundene Kinder kümmern", sagte heute Clarence Mitchell, der Sprecher der Familie, zu stern.de. Die britische Botschaft in Berlin habe die Koordination übernommen.
Nach jetziger Planung werden die Eltern, die von mehreren britischen und einem portugiesischen Journalisten begleitet werden, am Dienstagabend gegen 22 Uhr in Berlin landen. Der Privatjet für die Reise wurde von einem Helfer bereitgestellt, der anonym bleiben will. Am Mittwoch sollen Kate und Gerry McCann Justizministerin Brigitte Zypries oder Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit treffen. Auf einer Pressekonferenz, die am Mittag stattfinden soll, werden die Eltern darum bitten, auch in Deutschland allen Hinweisen auf den Verbleib des kleinen Mädchens nachzugehen.
Wer hat Fotos von Praia da Luz?
Außerdem werden sie alle deutschen Touristen, die in den Tagen vor der Entführung des Mädchens am 3. Mai im Ocean Club von Praia da Luz oder Umgebung Urlaub gemacht haben, darum bitten, ihre Urlaubsfotos der britischen Polizei zur Verfügung zu stellen. Verdächtige Personen darauf können dann mit den Fotos bislang bekannter Sexualstraftäter und anderer Krimineller verglichen werden. Die Polizei hat dafür eine eigene Webseite eingerichtet, auf der die Digitalfotos hochgeladen werden können (www.madeleine.ceopupload.com
Rätsel um DNA-Spur
Die portugiesische Polizei fahndet mit Unterstützung von Scotland Yard inzwischen weiter nach dem Täter. Sie überprüft noch immer eine DNA-Spur, die in dem Appartement entdeckt wurde, aus dem Madeleine verschwunden war. Forensische Untersuchungen hatten erst kürzlich ergeben, dass die DNA weder von Familienmitgliedern noch von dem bislang einzigen Hauptverdächtigen in dem Fall, dem Briten Robert Murat, stamme, wie portugiesische Zeitungen berichteten. Da es in Portugal keine DNA-Datenbank von einschlägigen Straftätern gibt, ist die Suche nach dem Träger der DNA schwierig.
Die Polizei schließt auch eine gewöhnliche Entführung nicht aus. "Es könnte sein, dass sich der Entführer wegen der großen öffentlichen Aufmerksamkeit derzeit nicht traut, eine Lösegeldforderung zu stellen", sagte der Chefermittler Olegario Sousa. Die Eltern des entführten Kindes sagten, sie würden notfalls auch ihr auf 800.000 britische Pfund geschätztes Haus in Leicestershire verkaufen, um ihre Tochter auszulösen.
Verdächtige Telefonate
Britische Zeitungen berichteten heute außerdem, der britische Geheimdienst GCHQ habe Gespräche in Marokko abgefangen, die von spanischen Handys mit Prepaid-Karten vor einer Woche geführt worden seien. Die arabisch sprechenden Gesprächspartner hätten sich über ein "kleines blondes Mädchen" sowie über die Papstreise des Ehepaares McCann unterhalten. Auch ein deutscher Mann habe sich am Telefon verdächtig verhalten. Eine Sprecherin der British Government's Communications Headquarters (GCHQ) sagte zu stern.de, dies sei reine Spekulation der Medien und würde nicht kommentiert.