Germanwings-Flugzeugabsturz Lufthansa wehrt sich gegen Vorwürfe

Das Luftfahrtbundesamt hätte möglicherweise über die Erkrankung des Copiloten Andreas Lubitz informiert werden müssen. Die Lufthansa weist Vorwürfe zurück, ihre Informationspflicht verletzt zu haben.

Die Lufthansa ist einem Medienbericht entgegengetreten, im Fall des Copiloten des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs möglicherweise Informationspflichten verletzt zu haben. "Lufthansa kommt ihren Informationspflichten gegenüber dem Luftfahrtbundesamt nach", teilte die Airline mit. Die "Welt am Sonntag" hatte berichtet, vieles spreche dafür, dass die Lufthansa-Ärzte, die den Copiloten Andreas Lubitz von 2009 bis 2013 untersuchten, das LBA hätten informieren müssen.

Nach den bisherigen Ermittlungen litt Lubitz unter Depressionen und hat den Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings am 24. März in den französischen Alpen absichtlich abstürzen lassen. Alle 150 Insassen der Maschine wurden dabei getötet.

Die Lufthansa teilte zu dem Zeitungsbericht zudem mit, sie könne derzeit keine weiteren Erklärungen zum konkreten Fall abgeben, weil sie den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf nicht vorgreifen wolle. Am 31. März hatte die Airline mitgeteilt, Lubitz habe nach einer krankheitsbedingten Unterbrechung seiner Ausbildung die Verkehrsfliegerschule des Unternehmens 2009 über eine "abgeklungene schwere depressive Episode" informiert.

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Ärzte müssen mit Konsequenzen rechnen

Das LBA bestätigte einen Bericht der "Welt am Sonntag", wonach das Amt bis zum 27. März 2015 - also nach dem Absturz - "keine Informationen über die medizinischen Hintergründe" des Copiloten gehabt habe. Für die Lufthansa-Ärzte, die Lubitz in den Jahren von 2009 bis 2014 untersuchten, könne das Konsequenzen haben, berichtete die Zeitung. Denn vieles spreche dafür, dass sie das LBA hätten informieren müssen.

So müsse ein Flugmediziner seit April 2013 bei schweren Krankheiten wie einer Depression den Fall an das LBA verweisen. Bei Lubitz habe es im Sommer 2013 und 2014 noch zwei Tauglichkeitsprüfungen gegeben. Zudem habe es in der Lizenz des Copiloten einen sogenannten SIC-Vermerk gegeben, der vorschreibe, dass der untersuchende Arzt die lizenzvergebende Behörde kontaktieren müsse. Das sei aber nicht geschehen.

Auch das LBA äußerte sich am Sonntag zu dem Zeitungsbericht und teilte mit: "Das Flugtauglichkeitszeugnis 2009 wurde im Falle Lubitz durch das Aeromedical Center der Lufthansa in Frankfurt ausgestellt und dem Luftfahrtbundesamt übermittelt. Dieses Vorgehen entsprach der Rechtslage. Das AMC hat das LBA über die abgeklungene schwere Depressionsphase nicht informiert."

Mehrere Arztpraxen durchsucht

Nachfragen beim LBA, ob der letzte Punkt ebenfalls rechtskonform war oder ob das AMC beziehungsweise Flugärzte das LBA über eine abgeklungene schwere Depressionsphase hätte informieren müssen, blieben zunächst unbeantwortet.

Nach "Spiegel"-Informationen durchsuchten Ermittler in der vergangenen Woche mehrere Arztpraxen, die der Copilot konsultiert haben soll. "Weiterhin wurden heute 5 Arztpraxen, die von dem Copiloten aufgesucht wurden, durchsucht und die Krankenakten des Copiloten sichergestellt", zitiert das Magazin aus einer Zusammenfassung der Ergebnisse. Lubitz suchte demnach sowohl Fachärzte für Neurologie als auch Fachärzte für Psychiatrie auf.

Große Wrackteile werden abtransportiert

Die Unfallstelle in den französischen Alpen werde weiter gesichert, teilte die Präfektur mit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Marseille wurden zahlreiche Handys gefunden. In der kommenden Woche soll damit begonnen werden, große Wrackteile von der Unglücksstelle abzutransportieren. Für schweres Bergungsgerät hatten die französischen Verantwortlichen eigens einen improvisierten Weg für Geländefahrzeuge zu dem sonst nur zu Fuß oder per Hubschrauber erreichbaren Ort präparieren lassen.

Die Katastrophe beschäftigte auch viele Kirchenvertreter in ihren Osterpredigten. Der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann rief dazu auf, den Glauben im Alltag trotz Unglücken und Krisen nicht zu verlieren. Oft sei es schwer, daran festzuhalten, etwa im Hinblick auf den Absturz des Germanwings-Flugzeugs. Der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, sagte: "Trotz allem bleiben uns nur hilflos wirkende Worte, Taten, Gesten – und fragend klagende Gebete."

Nachdem es bei einer anderen Germanwings-Maschine auf der Flugroute Köln-Venedig zu einem Zwischenfall gekommen war, beschäftigten sich Experten weiter mit der Fehlersuche. Die Inspektion der Maschine, die am Samstag außerplanmäßig auf dem Stuttgarter Flughafen landete, dauerte nach Germanwings-Angaben vom Sonntag an. Die Instrumente im Cockpit des Airbus vom Typ A319 hatten einen Ölverlust angezeigt, ein Triebwerk wurde abgeschaltet. Der Kapitän entschied daraufhin, die Maschine in Stuttgart aufzusetzen und die Warnung überprüfen zu lassen. Die 123 Passagiere blieben unverletzt und konnten ihre Reise in einem Ersatzflugzeug fortsetzen.

DPA · Reuters
mka/Reuters/DPA

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