Ein Kellner läuft durchs Wasser, es geht ihm fast bis zur Brust. Er hält ein Tablett hoch, um es trocken zu halten. Dabei ist er umgeben von Sonnenliegen, die aus dem Wasser herausragen. Im Hintergrund sind mehrere Badegäste zu sehen, die augenscheinlich entspannt auf den Liegen ausharren. Das kurze Video, das am Samstagmorgen veröffentlicht wurde, soll einen Kellner in einer Strandbar auf Griechenlands Ferieninsel Rhodos zeigen.
Die Aufnahme hat sich schnell im Internet verbreitet und Entsetzen ausgelöst. Kritik an den Arbeitsrechten im Land wird laut. Jetzt beschäftigt sich auch die Politik mit dem Vorfall. Arbeitsminister Adonis Georgiadis und Minister für maritime Angelegenheiten und Inselpolitik, Miltiadis Varvitsiotis, teilten auf Twitter mit, dass eine Prüfung der Rechtmäßigkeit der Sonnenliegen im Meer veranlasst worden sei.
Währenddessen erließ die Hafenbehörde auf Rhodos eine Geldstrafe für die illegale Nutzung der Meeresfläche (durch die Sonnenliegen), wie die griechische Nachrichtenagentur APE-MPE am Sonntag berichtete. Nach Angaben der Küstenwache seien derartige Verstöße des betroffenen Betriebs zuvor bereits zwei Mal im vergangenen Monat registriert worden.
Griechenland: Geschäftsinhaber spricht von "Einzelfall"
Die Regionalzeitung "Rodiaki" veröffentlichte eine Stellungnahme der Beschäftigten der Strandbar, in dem sie ihren Arbeitgeber verteidigen: "Wir arbeiten weder unter 'mittelalterlichen Bedingungen', wie in den Medien behauptet wird, noch werden wir 'erpresst' oder 'gezwungen', Dinge zu tun, die wir beim Ausüben unserer Pflichten nicht tun wollen. Im Gegenteil: […] Wir haben Spaß und Arbeitswillen." Auch der Lohn sei gut. Der Kellner habe gegenüber der Aufsichtsbehörde gesagt, dass er kein Problem mit seiner Arbeit habe und bis zu 200 Euro Trinkgeld bekomme, schreibt der TV-Sender ERT.
So erklärte auch der Geschäftsinhaber der Strandbar die ungewöhnliche Praxis. Er sprach gegenüber dem TV-Sender Open von einem "Einzelfall" und sagte, der Kellner "hat es getan, um sein Trinkgeld zu bekommen". Er verdiene 3000 Euro im Monat "und wenn der Kunde ihm ein saftiges Trinkgeld versprach, ging er rein, um es zu bekommen", führte der Inhaber fort. Arbeitsminister Georgiadis bestätigte, dass bei einer Kontrolle nichts Unrechtmäßiges festgestellt worden sei. Polizeiliche Untersuchungen sollen den Vorfall aufklären. Das ordnete die zuständige Staatsanwaltschaft auf Rhodos am Montag an.