Es war gegen 1300 Uhr am Sonnabend, als ein riesiger Kran das Wrack des rot-bunten Reisebusses auf einen Tieflader zog. Dann fand ein Mitarbeiter der französischen Polizei auch das Nummernschild: H-E-8901. Mehr als acht Stunden waren seit dem schweren Busunglück auf der Autobahn A 6 fünf Kilometer nördlich vor Lyon bei Dardilly vergangen. Doch der Schrecken am Unfallort direkt vor den "Gewächshäusern des Gymnasiums" (Les Serres du Lycee) war noch deutlich sichtbar: Wer oben und hinten im Bus aus Hannover gesessen hatte, hatte keine Chance.
Zu schnell für die Witterung
Auf der am Mittag immer noch nassen Autobahn sind keine Bremsspuren zu sehen. Bei Regen herrscht in Frankreich auf Autobahnen eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 110 Stundenkilometern. So schnell hätte der Reisebus mit der Aufschrift "PM-Tours" auch fahren dürfen. Aber für die Wetterlage war dies wohl zu schnell, wie ein Polizist vor Ort lakonisch bemerkte.
Anderswo weniger schlimme Folgen
Das Unglück wäre vermutlich ohne diese furchtbaren Folgen geblieben, wenn der Bus nicht genau vor einer kleinen Brücke außer Kontrolle geraten wäre. Diese etwa vier Meter hohe Brücke überquert den Chemin de la Brocardière, eine kleine Straße, die unter anderem zu den Gewächshäusern führt. Der Bus durchbrach dort die Leitplanke und die zusätzliche Brückenabsperrung. Er sackte nach vorne ab, prallte mit der Front auf einen strauchbewachsenen Abhang und überschlug sich.
Die meisten starben im Schlaf
Das Dach wurde besonders im hinteren Bereich so eingedrückt, dass zum Teil die Rückenlehnen der Sitze eingeknickt wurden. Die meisten Businsassen hatten zu dieser Zeit wohl geschlafen. Mehrere Kästen mit deutschem Bier, die am Unglücksort herum standen, zeugten von einem zuvor noch fröhlichen Gelage unter den mehr als 70 Insassen.
Bergung dauerte fast fünf Stunden
Augenzeugen des Unglücks gab es mittags nicht mehr am Unglücksort, knapp 400 Meter vor einer Autobahnraststätte. Anwohner sagten, man habe nichts gehört bis die Sirenen der Rettungsfahrzeuge geheult hätten. Die Rettungskräfte rückten mit allen zur Verfügung stehenden Mannschaften an. Doch es dauerte fast fünf Stunden, bis sie alle Opfer geborgen hatten. Der Bus musste an zahlreichen Stellen aufgeschweißt werden. Während sich unten die Türen noch öffnen ließen und sogar die Fensterscheiben zum Teil heil geblieben waren, konnten die Verletzten und Toten im Oberdeck zunächst nicht erreicht werden.