Rassismus in den USA Louisiana begnadigt Schwarzen Bürgerrechtler – nach 130 Jahren

Louisianas Gouverneur John Bel Edwards unterzeichnet die Begnadigung für Homer Plessy.
Louisianas Gouverneur John Bel Edwards unterzeichnet die Begnadigung für Homer Plessy. Bei der Zeremonie waren auch Nachfahren von Plessy und Richter John Howard Ferguson vor Ort.
© Janet McConnaughey / AP
Die Verhaftung von Homer Plessy führte zu einem der umstrittensten Urteile in der Geschichte des amerikanischen Supreme Courts. Nun wurde der Schwarze Bürgerrechtler posthum begnadigt – über ein Jahrhundert nach seiner Verhaftung.

Fast 130 Jahre nach seiner Verhaftung und Verurteilung ist der Schwarze Bürgerrechtler Homer Plessy von Louisianas Gouverneur John Bel Edwards begnadigt worden. Plessy hatte sich im Juni 1892 geweigert, einen Eisenbahnwaggon für Weiße zu verlassen und war anschließend verhaftet worden. Der damals 30-Jährige gehörte der kreolischen Bürgerrechtsbewegung Comité des Citoyens an und hatte die Verhaftung bewusst in Kauf genommen, um gerichtlich gegen die Rassentrennung vorzugehen. Plessy war nach eigenen Angaben nur zu einem Achtel Schwarzer und hätte auch als Weißer durchgehen können, wurde aber gesetzlich als Schwarzer angesehen.

Die anschließende Gerichtsverhandlung zwischen Plessy und dem vorsitzenden Richter John Howard Ferguson zog sich über mehrere Instanzen bis hin zum Supreme Court. In seiner Argumentation berief sich Plessy auf die Zusatzartikel 13, der die Abschaffung der Sklaverei beinhaltet, sowie den Zusatzartikel 14 der amerikanischen Verfassung, der eine Gleichbehandlungsklausel beinhaltet. Der Supreme Court urteilte jedoch mit 7:1-Stimmen, dass die Rassentrennung nicht gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten verstoße. Gleichzeitig schrieb der Oberste Gerichtshof der USA den Grundsatz "getrennt, aber gleich" für ein halbes Jahrhundert gesetzlich fest. Dies hatte zur Folge, dass unter anderem in Schulen, Verkehrsmitteln und Hotels Plätze nur für Weiße reserviert werden konnten. Erst mit dem Urteil im Fall "Brown vs. Board of Education", wurde die Rassentrennung in den Schule aufgehoben, mit dem Civil Rights Act von 1964 wurde die Rassentrennung in den USA juristisch abgeschafft.

Homer Plessys Begnadigung durch 2006 erlassenes Gesetz möglich

Nahe der Stelle, an der Plessy einst verhaftet wurde, begnadigte John Bel Edwards der Bürgerrechtler nun posthum. "Während die Begnadigung längst überfällig ist, sollten wir auch eingestehen, dass dies ein Tag ist, der ursprünglich niemals hätte stattfinden sollen", verurteilte Adams die Geschehnisse aus dem Jahr 1892 vor Nachfahren von Plessy und Richter Ferguson. Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs habe einzig und allein dazu gedient, die Weiße Überlegenheit zu erhalten, egal wie unmoralisch und fehlerbehaftet dieses Urteil gewesen sei und ist. "Homer Plessys Verurteilung hätte nie passieren dürfen, aber Gerechtigkeit kennt kein Verfallsdatum", sagte Edwards. Der Gouverneur machte dabei von einem 2006 in Louisiana verabschiedeten Gesetz Gebrauch, dass es ermöglicht, diskriminierende Urteile aufzuheben. Die Begnadigung Plessys ist die erste, die anhand des Gesetzes vorgenommen wurde.

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Auch Jason Williams, Staatsanwalt von Orleans Parish – dem Bezirk in dem Plessy eins verurteilt worden war – machte sich für eine Begnadigung stark. "Während Homer Plessy unter dem Gesetz ein Verbrechen begangenen hatte, war es eigentlich das Gesetz, das ein Verbrechen war", betonte Williams bei der Gedenkveranstaltung für Plessy. Der gelernte Schumacher Plessy kehrte nach seiner Verurteilung nie wieder in seinen Beruf zurück und starb 1925. Die Familien von Plessy und Ferguson näherten sich jedoch mit der Zeit an. Gegenüber "CBS News" erklärten Phoebe Ferguson und Keith Plessy, dass sie gemeinsam die "Plessy & Ferguson Foundation" gegründet haben. Die Organisation setzt sich für die Aufklärung über Bürgerrechte ein und bedient sich dabei immer wieder dem Fall ihrer historischen Namensgeber.

Quellen: CBS News, BBC, Britannica

PRODUKTE & TIPPS