Kaum eine Elternversammlung kommt am Thema Schultoiletten vorbei. Egal ob Erstklässler oder Abiturienten - die Frage, wie man ohne Ekel sein Geschäft erledigen kann, zieht sich durch das ganze Schulleben. Lösungsversuche gibt es viele. Mit einem ist die Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule in Bochum nun gescheitert.
Ulrich Sauter als stellvertretender Schulleiter hatte vor Jahren die "Soko Schultoiletten" ins Leben gerufen. Als Ergebnis stand eine Toilette, die für 120.000 Euro frisch renoviert wurde und seitdem von einer Putzkraft betreut wird.
Die Angestellte stellt sicher, dass aus dem fein herausgeputzten Ort nicht nach wenigen Wochen wieder ein Ekelklo wird. Aber das Personal kostet Geld. Die Schüler mussten im vergangenen Schuljahr 10 Cent pro Besuch beisteuern. Im jetzt anlaufenden Schuljahr wollte die Schule auf eine Flatrate umstellen. Wer will, zahlt 10 Euro jährlich. Wer nicht will, geht kostenlos auf die anderen Schultoiletten.
Doch die Schulaufsichtsbehörde machte da nicht mehr mit. Die Bezirksregierung Arnsberg stoppte das Modell. "Es darf in der Schule keine Zweiklassengesellschaft geben", sagt ein Sprecher. Die Bezirksregierung bezieht sich bei dieser Entscheidung auf einen Erlass des Schulministeriums in Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2009, der die Errichtung von Premium-Toiletten verbietet.
Gleicher Dreck für alle
Der Vorsitzende der Landeselternkonferenz in Nordrhein Westfalen, Eberhard Kwiatkowski, steht hinter diesem Erlass. "Schüler sollten für einen Klogang nicht bezahlen. Und sie sollten nicht benachteiligt werden, wenn die finanziellen Mittel nicht da sind."
Nach seiner Meinung hätte die Schule in Bochum das geschickter lösen können. "Wir haben das an unserer Schule anders gemacht. Wir haben einmal im Jahr - wie auch beim Kopiergeld - etwas für den Unterhalt der Toiletten eingesammelt. Und wer dann nichts bezahlen konnte, durfte natürlich trotzdem aufs renovierte Klo gehen."
Die Euregio Gesamtschule in Rheine im Münsterland setzte 2008 ein ähnliches Konzept wie in Bochum um. Dort zahlen die Schüler 15 Euro pro Jahr für den Gang auf die frisch renovierten Toiletten, die in einen Lern- und Erste-Hilfe-Bereich integriert sind. Aber es gibt auch weiterhin frei nutzbare stille Örtchen.
Auch das ist nicht erlaubt: Kamera auf dem Klo
Schulen lassen sich einiges einfallen, um Dreck oder Vandalismus auf den Toiletten zu begegnen. An fünf Schulen im hessischen Kreis Hersfeld-Rotenburg sollte Vandalismus auf Toiletten mit Kameras eingedämmt werden. An zwei Schulen wurden auch die Eingangstüren zum Vorraum der Toiletten gefilmt. Das rief die hessischen Datenschützer auf den Plan. Schultoiletten dürfen nach ihrer Ansicht nicht mit Videokameras überwacht werden. Auch das Filmen in Vorräumen sei fragwürdig.
In anderen Bundesländern sorgt der Streit in NRW für Stirnrunzeln. Dass Kinder in bayerischen Schulen etwas für die Toilettenbenutzung bezahlen müssten, sei in Bayern noch nie Anlass zum Streit gewesen, sagte ein Sprecher des Bayerischen Gemeindetags am Montag in München.
In Schleswig-Holstein sagte Schulrätin Dagmar Lorenzen vom Schulamt Kiel, es gebe Schulen, die die Toiletten während der Schulstunden abschließen. Wer während des Unterrichts auf die Toilette muss, bekommt einen Schlüssel und es wird vermerkt, wer wann den Schlüssel hatte.
Dreckige Schultoiletten seien ein Dauerthema, sagt der Lübecker Schulrat Gustaf Dreier. Bezahltoiletten seien aber keine Lösung. "Die gibt es nicht und die wird es auch nicht geben."