Es ist das Ende einer Tradition: Wie die "Kieler Nachrichten" schreiben, wird der 48. Bordesholmer Weihnachtsmarkt erstmals ohne die selbstgebackenen Torten des örtlichen Landfrauenvereins auskommen müssen. Schuld daran ist ein EU-Gesetz, das bereits seit 2007 gilt, jetzt aber offenbar verstärkt kontrolliert wird.
Die EU-Verordnung Nr. 852/2004 umfasst "allgemeine Lebensmittelhygienevorschriften für Lebensmittelunternehmer". Und Ausnahmen gelten nur für Veranstaltungen, "für die typisch ist, dass insbesondere Privatpersonen die Herstellung von Speisen und Getränken sowie deren Ausgabe übernehmen", schreibt zum Beispiel die "Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft" in einer Broschüre (PDF).
Ein Weihnachtsmarkt ist kein Vereinsfest
Der Bordesholmer Weihnachtsmarkt mit seinen jährlich 8000 Besuchern fällt jedoch nicht (mehr) in die Kategorie Vereins- oder Straßenfest. Es handelt sich um eine Großveranstaltung, auf der für alle Standbetreiber die gleichen Regeln gelten.
Wie die "Kieler Nachrichten" schreiben, verkaufen die Landfrauen bereits seit 2007 ihre Torten auf dem Markt. Der Organisator spricht von "50 bis 60 Torten, die im Weihnachtsmarkt-Café reißend Abnehmer fanden". Warum also jetzt das plötzliche Aus?
Die verrücktesten Lebensmittel-Diebstähle des vergangenen Jahres

Grund ist laut der Tageszeitung eine Anfrage der Landfrauen selbst. Als sie von dem Verbot hörten, fragten sie beim Kreis Rendsburg-Eckernförde nach – eigentlich nur um sicherzugehen, dass der Verkauf weitergehen könne. Doch die Antwort überraschte den Verein. Der Verkauf ist nicht erlaubt – siehe EU-Verordnung.
Warnhinweise am Kuchen reichen nicht
Die Vorsitzende des Vereins erklärt, dass die vorgeschriebenen Auflagen für kleine Vereine und ehrenamtliche Bäckerinnen nicht umsetzbar seien. Demnach müssten die Küchen der Frauen behördlich abgenommen werden, Kühlketten müssten eingehalten werden und alle bräuchten ein Gesundheitszeugnis.
Der Vorschlag, die Torten mit einem Warnhinweis zu versehen, dass der Verkauf (und der Verzehr) auf eigene Gefahr erfolge, wurde abgelehnt. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde verwies darauf, sich strikt an das Gesetz zu halten und damit gleiche Bedingungen für alle zu schaffen. Für den Weihnachtsmarkt sei dies ein "Schlag ins Gesicht", teilte der Organisator den "Kieler Nachrichten" mit.
Immerhin fanden die Landfrauen eine Alternative: Die Kuchenproduktion wird vom Betreiber des Altenpflegeheims Klosterstift übernommen, die Ex-Bäckerinnen helfen bei der Ausgabe. Für das kommende Jahr feilt man aber bereits an einem Comeback.